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Unsere Gäste - Geschichten, Figuren u. Bräuche

Zusammengestellt von Hansele- und Bärenvadder Bernd Rudolph

Schälleclub Oberterzen

Aus dem Kanton St. Gallen, vom Walensee her, kommt der Schälleclub Oberterzen. In Sennentracht eingekleidet und mit großen Kuhschellen, den Treicheln, ausgestattet, ziehen Scheller an Fasnacht durchs Dorf. Die beiden großen Kuhschellen werden mit einem Joch auf dem Rücken getragen. In den ländlichen Regionen der Innerschweiz sind Einscheller an Fasnacht unverzichtbar. Der Klang der großen Schellen ist nicht nur von weitem hörbar, sondern auch spürbar. In Oberterzen springen noch zwei uralte Fasnachtsgestalten vor den Einschellern mit: nämlich der ganz in Felle gekleidete Teufel und der Tannemaa. Der Tannemaa steckt in einem ganz mit Tannenzweigen (Grötzli) verhüllten Gewand. Zum Teufel wird eine Holzmaske mit echten Hörnern getragen. Der Teufel ist noch in einigen alten Narrenorten zu finden und gehört seit Jahrhunderten zu den klassischen Narrengestalten. Der Tannemaa ist offensichtlich ein sog. Wilder Mann. Auch er trägt eine Holzmaske. Oberterzen liegt im Sarganser Land, wo das Maskenschnitzen eine sehr große Tradition hat. Vermummte Narren werden dort Butzi genannt.

Ledigengesellschaft Sigmaringendorf

Im Landkreis Sigmaringen wird die Fasnet noch in einigen Dörfern von den Ledigengesellschaften ausgerichtet. In Sigmaringendorf ist die Ledigengesellschaft Trägerin unterschiedlich alter Fasnetsbräuche. Der älteste Brauch ist der Umgang mit dem Strohmann und seinen Treibern durch das Dorf. Der Strohmann wird dabei ganz in Roggenstroh eingebunden und wird nicht verlarvt, da der Träger ohnehin unter dem ganzen Stroh kaum zu erkennen ist. Begleitet wird er noch von Einscheller und Trommler. Der Gruppe folgt dann eine große Kinderschar, die an jeder Station von den Besuchten Süßigkeiten erhält. Strohmänner stehen auch andernorts häufig in Mittelpunkt von Heischebräuchen. Das Strohmanntreiben soll es nach örtlicher Überlieferung schon seit über 500 Jahren in Sigmaringendorf geben. Zuständig für den Strohmann sind die Jugendlichen, die 15 Jahre alt geworden sind.
Als zweiter Brauch besteht das Bräuteln, das ähnlich wie in den bekannten alten Narrenstädten Sigmaringen und Haigerloch ausgeübt wird. Auch hier soll es schon seit Jahrhunderten üblich sein und auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurückgehen. Gebräutelt werden die Frischverheirateten sowie die Silberhochzeiter im Dorf. Sie werden auf einer Stange sitzend von den Bräutlingsgesellen durch das Dorf getragen.
Mit dem Brauch des Gänsemarsches wird die „Dorfer Fasnet“ acht Tage vor dem Fasnet-Sunndig eröffnet. Nach einem jährlich neuem Motto verkleidete Narren ziehen durch Sigmaringendorf, bis auch der letzte wissen muss, dass die Fasnet kommt.
Seit 1850 richtet die Ledigengesellschaft die Fasnacht aus. Die Teilnahme am Singemer Narrentreffen ist für die Ledigengesellschaft eine einmalige Sache, da sie sonst prinzipiell nie auf Narrentreffen geht.

Narrenzunft Mondfänger vom Untersee Wangen

Auf einer Sage fußen die Figuren des Moofangers und des Sieblers im Höridorf Wangen. Die Wangemer sollen dereinst den sich im Bodensee spiegelnden Mond für Gold und Silber gehalten haben. Man machte sich auf den Weg, um die Schätze zu erbeuten. Der Versuch diese edlen Metalle abzuschöpfen, musste natürlich scheitern... Diese närrische Tat hat fast schon wieder einen aktuellen Bezug.
Die Mondfänger stecken in blauen Kniehosen und gelben Bauernkutten und tragen Holzmasken. Für den Siebler aber wurde eine Drahtgazemaske ausgewählt. Es ist ein in Holzrahmen gefasstes Sieb mit Mondgesicht, das als Maske fungiert. Die Siebler wurden vom Höri -Künstler Bruno Epple entworfen. Sie sind eine der ganz wenigen Narrengruppen, die noch die einst weit verbreiteten Drahtgazemasken tragen. Von inzwischen geschätzten weit über 1000 organisierten Narrengruppen im schwäbisch-alemannischen Sprachraum haben keine 20 noch Drahtgazemasken. In der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee sind die Wangener Narren die einzigen. Als unmaskierte Frauengruppe sind die Mondwieber in stilisierter Tracht unterwegs. Wie es sich für eine Zunft aus der Gegend von Hegau und westlichem Bodensee gehört, gibt es in Wangen auch Narreneltern und Holzer. Die Letzteren sind für das Setzen des Narrenbaumes am Schmutzige Dunschdig zuständig.

Fasnachtskomitee Pratteln

In Pratteln, einem Vorort von Basel, aber noch im Kanton Basel-Land gelegen, zieht am Montag der Alten Fasnacht der Butz ins Dorf unter dem Ruf „de Butz fahrt us“ ein. „Butz“ ist ein alter Name für einen verkleideten Narren. Der Butz ist die Kernfigur eines uralten Heischebrauches und wird von verschiedenen archaischen Maskengestalten begleitet. Der Butz wird auf einem Weinfass sitzend mit einem geschmückten Wagen gezogen. Unwillkürlich muss man dabei an den römischen Gott Bacchus denken. Der Wagen wird von den vom Fuhrmann angetriebenen Pferdli, unter denen Jugendliche stecken, gezogen. Der Butz bewacht den Wein im Fass. Der Wein wird beim Zug durch den Ort eingesammelt. Diese wilde Mischung, der sog. Bützeler, wurde früher noch am Ende des Umganges ausgetrunken. Zur althergebrachten Maskengruppe gehört der Küfer, der für das Einsammeln des Weines zuständig ist. Das Eierwiibli wiederum sammelt Eier und Speck ein. Aus seiner Sammlung wird der Eiertätsch gemacht, der am Ende verzehrt wird. Ein Tännlimaa mit einem ganz mit Tannenzweigen besetzen Gewand gehört ebenfalls zum Brauch wie der Chärtlimaa in einem Blätzlihäs aus alten Spielkarten. Auch ein Blätzlimaa gehört zum Spiel. Er hat ein Häs aus Stoffblätzle. Früher waren noch ein Efeumaa und ein Schneggähüslimaa dabei. Leider gibt es die beiden heute nicht mehr. Dafür gibt es noch den Dr. Eysenbarth, der aus gutem Grund auch als Säupeter bezeichnet wir. Auch ein Tell ist noch mit von der Partie. Er soll als patriotische Reminiszenz erst im 19. Jahrhundert dazu gekommen sein. Denkbar ist aber auch, dass er schon älter ist. Es erscheint doch eher unwahrscheinlich, dass im besonders patriotischen 19. Jahrhundert der Tell zu einer Fasnachtsgruppe kommt, die „Bützeler“ trinkt. Wahrscheinlicher ist, dass er als rebellischer Bauer attraktiv zu spielen war. In früheren Jahrhunderten wurden rebellische Bauern in der Schweiz als Tellen bezeichnet.
In den Jahren 1883, 1886 und 1904 wurde, zum Glück jeweils erfolglos, versucht den Jahrhunderte alten Brauch zu verbieten. Der Brauch reicht weit ins Mittelalter zurück. Träger des Brauches ist die Jugend des Ortes. Organisiert wird die Fasnacht in Pratteln von einem Fasnachtskomitee. Auch in Pratteln fällt auf, dass die in Stroh und Tannreisig gehüllten Narren Kern eines Heischebrauches sind.

Narrenverein Ewattingen

In Ewattingen ist an der Fasnet der Bär, genauer gesagt der Strohbär, los. Schon um 1845 ist das Treiben des Strohbären in Ewattingen belegt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Brauch auch aufgrund der technischen Entwicklung in der Landwirtschaft zu verschwinden drohte, erhielt der Strohbär ein Häs aus Naturbast sowie eine schöne Bärenholzmaske. Seit Alters her werden die Strohbären von einem Bärentreiber getrieben, der seinem Kollegen bei uns in Singen ähnelt. Auch er steckt in einem dunkeln Mantel und trägt einen Hut. Noch im 19. Jahrhundert stand es in Ewattingen unter Strafe, dem Strohbären etwas anzutun.
Wurden die Strohmänner in der Fasnachtsforschung früher als der auszutreibende Winter betrachtet, werden sie heute unter theologischen Aspekten gesehen. Unter Bezug auf mittelalterliche Quellen und Kunstwerke wird der Bär als Untugenden der Faulheit, Gefräßigkeit und Geilheit interpretiert. Sein Treiber ist danach der sich selbst überschätzende Narr, der glaubt, diese Eigenschaften im Griff zu haben.
In Ewattingen gibt es noch den alten Brauch des Narrenrennens. Verkleidete Narrengruppen ziehen dann von Haus zu Haus, um mit den Bewohnern Späße zu treiben und sich von diesen bewirten zu lassen. Dabei kommt es zu allerhand lustigen Begegnungen.
Zum Narrenverein gehören noch eine Garde sowie eine Guggemusik. Die Ewattinger Narren sind Mitglied in der Schwarzwälder Narrenvereinigung.

Guggemusik Sgarella Domat/Ems

Aus Domat/Ems kommt mit der Sgarella die älteste Guggemusik des Kantons Graubünden. Das Wort Sgarella ist der räthoromanische Begriff für eine Rätsche. Guggemusik ist ein alemannischer Begriff, Gugge war der Ausdruck für eine Narrenposse . Die Guggemusik Sgarella beeindruckt mit bunten Gewändern und schaurig schöner Musik.
In Domat/Ems gab es übrigens noch bis mindestens in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts ebenfalls Strohmänner, deren Häs allerdings nicht mit Stroh benäht, sondern ausgestopft war. Der Brauch nannte sich „ir en strom“ (in Stroh gehen). Diese ausgestopften Strohmänner trugen dazu die sehr beeindruckenden Holzmasken des in der Schweiz berühmten Holzschnitzers A. Willi. Leider sind diese wilden Gesellen aus der Fasnacht des Ortes verschwunden. Aber, wer weiß, vielleicht kehren sie eines Tages wieder zurück.

Zunft der Zapfenmännle in der Todtnauer Narrenzunf

Zinken der Dilldappen Brandenberg in der Todtnauer Narrenzunft 1860
Die Zunft der Zapfenmännle ist eine Unterabteilung der Narrenzunft Todtnau und kommt aus dem dortigen Zinken Brandenbach. Zinken ist der Schwarzwälder Ausdruck für einen Ortsteil.
1959 erst sollen die Zapfenmännle entstanden sein. Das ganze Häs des Zapfenmännles ist mit Tannenzapfen oder Fohrenzapfen bestückt ebenso wie sein Hut, der auch noch mit Flechten überzogen ist. Das Gesicht wird mit einem langen Vollbart verhüllt. Ganz Wilder Mann, führt das Zapfenmännle eine dicken Ast mit. Das ganze Erscheinungsbild des Zapfenmännles spricht dafür, dass bei seiner Schöpfung auf alte Vorlagen oder Beschreibungen zurückgegriffen worden ist. Jedenfalls unterscheidet sich das Zapfenmännle erheblich von den Neuschöpfungen der 50er Jahre. Die Häser der Zapfenmännle sind sehr schwer herzustellen, weshalb es auch nur wenige davon gibt.
Aus dem Zinken Brandenberg kommen die Dilldappen. Diese Teilzunft der Todtnauer Narrenzunft wurde 1968 gegründet. 1971 wurde die Dilldappen als eigenständige Narrengestalten eingeführt. Sie stecken in einem Blätzlehäs aus in verschiedenen Grüntönen gehaltenen Filzblätzle. Dazu werden braune Kniehosen, Ringelsocken und „Strauhfinke“ (Strohschuhe)getragen. Auf dem Kopf steckt ein leuchtend roter Federbusch. Die Holzmaske hat einen hämisch grinsenden Ausdruck, kein Wunder, denn im Schwarzwald schickt man jemanden zum Dilldappen suchen in den Wald, wenn man ihn veralbern will. Am Umzug wird der sog. Schlurpie, ein überdimensionaler Strohschuh, als Transportmittel für Konfetti mitgeführt.Die Narrenzunft Todtnau hat noch elf weitere Zinken/Zünfte mit eigener Maskentradition. Als alte Einzelfiguren treten noch Domino, Hemdglonker, Chinese und Narrenpolizist auf. Am Funkensonntag, dem Sonntag nach der Fastnacht, wird am Berg Hasenhorn noch der Brauch des Scheibenschlagens durchgeführt. Die Todtnauer Narrenzunft hat sich der Vereinigung Oberrheinischer Narrenzünfte angeschlossen.

Narrenzunft Siibe Hiisli Liit Waldhausen

Aus Waldhausen bei Bräunlingen kommen die Siibe Hiisli Liit. Auch wenn die Zahl sieben in der Fasnet eine gewisse symbolische Bedeutung hat, dürfte der Namen hier wohl auf die Größe des Dorfes anspielen.
Waldhausen kennt zwei Narrengestalten, den Waldma und die Waldfrau. Der Waldma steckt in einem Mantel, der ganz mit Hanfsträhnen besetzt ist. Er trägt eine Holzschemme mit einem Wurzelstock als Krone. Typologisch steht er zwischen einem Strohmann und dem Wilden Mann. Das Verwenden von Hanfsträhnen als natürliches Material für die närrische Verkleidung ist eine Waldhauser Eigenheit. Die Waldfrau steckt in einer bäuerlichen Frauentracht und verhüllt ihr Gesicht mit einer Holzmaske. Als Kopfbedeckung dient ein Strohhut, der mit einem Kopftuch an den Kopf gebunden wird. Die Waldfrau verteilt aus einem geflochtenen Weidenkorb, ähnlich wie die Rebwieber in Singen aus ihrem Säckle, Speckbrötle und Süßigkeiten.
Die 1970 gegründete Zunft gehört der Schwarzwälder Narrenvereinigung an.

Häfeligigser Unadingen

Aus Unadingen über der Wutachschlucht kommt die Guggemusik Häfeligigser. Die Häfeligigser sind als Spezialisten für gute Stimmung bekannt. Sie haben nicht nur ein buntes Häs, sondern auch ein buntes Repertoire. Der Wortteil Gugge hat die gleiche sprachliche Wurzel wie das Wort Gaukler und bedeutet „Narrenposse“.

Narrenzunft Strohglonki Leipferdingen

Die Leipferdinger Fasnet basiert ganz auf Stroh. Zentrale Gestalt ist der Strohmann oder Strohglonki, der ganz in Haferstroh eingebunden wird. Auch der Kopf wird dabei eingebunden, so dass nur noch zwei Sehschlitze ausgespart werden. Am spitz zulaufenden Kopfteil sind zwei mit roten Bändern versehene Hafersträuße eingesteckt. Er hat sogar noch spitz zulaufende Schuhe aus Stroh an. Die Strohmänner werden von den mit Geißeln knallenden Fuhrmännern angetrieben. Es gibt in Leipferdingen vier Strohmänner.
Vermutlich als Abwandlung eines Blätzlehanseles wurde 1958 das Strohhansele geschaffen. Die Blätzle wurden durch kleine von Hand gefertigte Strohmännle ersetzt. Dazu werden Stofflarven oder Holzmasken mit erdigem Ausdruck getragen.
Auch die Häser der Narrenräte erinnern an den Strohglonki. Auf der Ratskutte ist dieser aufgemalt. Zum Ratshäs werden Strohzylinder getragen.
Das stimmige Bild wird noch abgerundet durch die Strohmädle und die Narreneltern.
Die Fasnet von Leipferdingen ist schon in den Jahren 1777 und 1792 erwähnt. 1863 wurde erstmals ein Narrenverein gegründet. Besondere Bräuche sind der Umzug des Strohmannes am Schmutzige Dunschdig und der Bändeletanz. An der Häuserfasnet am Fasnetsmändig ziehen die Leipferdinger Narren durch das Dorf und besuchen ihre Gastgebeber in den Häusern, auch hier ein Heischebrauch.

Narrhalla Reichenburg

Aus dem Bezirk March im Kanton Schwyz kommt die 1920 gegründete Narrhalla Reichenburg. Wie in den anderen alten Narrenorten der March gibt es in Reichenburg Rölli, Fossli, Domino, Scheller und Chlepfer. Die Fasnacht beginnt in dieser Region an Dreikönig mit dem Einschellen der Scheller und Chlepfer. Die Scheller läuten mit großen Kuhglocken, während die Chlepfer mit Geisseln den Takt mitschlagen.
Der Fossli hat ein Häs mit dünn geschnittenen Blätzle und trägt eine Drahtgazemaske. Diese Maskenart wird nur noch in sehr wenigen Narrenorten, so auch in Singen, verwendet. Eine Suubloddere ist wichtiges Utensil des Fossli. Der Begriff Fossli kommt von der fuseligen Beschaffenheit der Blätzle.
Der Rölli wurde wohl im frühen 19. Jahrhundert im benachbarten Siebnen aus dem Fossli weiterentwickelt und breitete sich von dort schnell aus. Er trägt eine Holzmaske mit aufgemalter Brille. Sein Häs wird aus Unmengen von Wollfäden gefertigt. Als Utensil führt er eine lange Bürste mit. Den Rölli gibt es in Reichenburg sicher schon seit Ende des 19. Jahrhunderts.
Das Domino war früher fast überall an Fasnet zu sehen. Vor allem im Kanton Schwyz ist es noch gelegentlich anzutreffen. Auch auf alten Bildern aus Singen ist es zu erahnen. Es trägt eine Stofflarve und steckt in einem weiten dunklen Umhang.
1975 kam der Lauitüfel in die Reichenburger Fasnacht. Er geht auf eine unheimliche Sage zurück, nach der ein Älpler dem Teufel ein ungetauftes Kind versprach, um seine verlorenen Schafe zurück zu bekommen. Der Senn jubelte dem Teufel stattdessen ein Murmeltier unter. Das Murmeltier wurde mit einem großen Käse geknebelt. Doch diesen Käse fraß es auf und fing dann an zu pfeifen. Da wurde der Älpler vom Teufel bestraft. Am Fasnetsdienstag werden die Lauitüfel aus dem Ort ausgetrieben.
Alle zwei Jahre findet in der sogenannten Uzyt (Zeit zwischen Dreikönig und Schmutzige Dunschdig) das Chäferfest statt, ein Umzug mit Gastgruppen und anschließendem Hock.

Bartligesellschaft Brunnen

Brunnen liegt im Kanton Schwyz am Vierwaldstädter See. Hier gibt es den Brauch des Greiflet, der 1599 vom Schwyzer Kantonsrat erfolglos verboten wurde. Geiselchlepfer und Einscheller in Sennentracht ziehen am Dreikönistag durchs Dorf zum Greiflet. Die Geiselchlepfer schlagen die Rinderpeitschen im Takt zu den Schellenklängen der Einscheller. Die Einscheller und Geiselchlepfer holen auch die beiden Waldfrauen Strudeli und Strätteli aus dem Wald ins Dorf. Das Strudeli hat Efeuranken, das Strätteli Tannzapfen im Haar. Um den Charakter eines Wilden Weibes noch hervor zu heben, hat die eine Efeublätter, die andere Tannzapfen auf die Holzmaske geschnitzt. Denkbar, dass die beiden früher noch stärker mit diesen Materialien aus der Natur besetzt waren.
1542 taucht erstmals der Bartli auf. Der Bartli schlendert an der Fasnacht mit seiner bärtigen Holzmaske in Begleitung eines Hundchens durchs Dorf. Auf dem Rücken trägt er eine Weinbütte. Eine ähnliche bärtige Figur, wenn auch nicht so alt und ohne Maske, kennt auch die Singemer Fasnet mit dem Rebmeister. Der Bartli ist Gegenstand eines theatralischen Bartlispieles, das schon 1741 erwähnt wird. Die 1900 gegründete Bartligesellschaft hütet noch eine als Trinkbecher gestaltete Bartlifigur aus dem 17. Jahrhundert.
Der Bartli und die Bartliratsherren verteilen am Schmutzige Dunschdig sogenannte Witt-frauenpäckli. Nach dem Umzug gibt es Wurst und Wecken für die Kinder.
In Brunnen gibt es mit den Blätz, Blätzmaitli, Hudi, Alten Herr, Domino und Bajazzo eine Vielzahl von weiteren Narren. Auch sie haben eine alte Tradition in Brunnen und bilden die sogenannte Nüsslerrott. Der Begriff „Nüssler“ kommt vermutlich vom Auswerfen der Nüsse am Umzug. Diese Figuren tänzeln am Umzug mit und tragen Holzmasken, wobei Bajazzo und Domino noch Halbmasken auf die Maske gemalt haben. Der Blätz hat in Mustern angeordnete vollständig aufgenähte Blätzle auf Jacke und Hosen trägt. Das Blätzmaitli trägt ein Kleid das mit Stoffzipfeln benäht ist. Als Kopfbedeckung hat das Blätzmaitli einen Zweispitz. Der Alte Herr hat einen Dreispitz auf und trägt die vornehme Kleidung eines Herren des 18. Jahrhunderts. Domino und Bajazzo sind Gestalten, die vermutlich über die italienischen comedia dell´arte in die Fasnacht gelangt sind. Alle diese Narren sind in Brunnen altüberliefert. Die Nüsslerrott wird musikalisch von Trommlern unterstützt. Die Nüssler tänzeln zum von den Trommlern geschlagenen Rhythmus.
Ein Höhepunkt der Fasnacht in Brunnen ist das Treffen mit den Narren aus dem Ortsteil Ingenbohl im Kloster Ingenbohl. Die Nonnen des Klosters bewirten ihre närrischen Gäste und sind dabei selbstverständlich närrisch verkleidet.

Narrenzunft Latschari 1911 Kirchen-Hausen

Symbolfigur der Fasnacht in Kirchen-Hausen ist der Urlatschari, ein ca. 2,60 m großer Riese. Riesen gehören in einigen alten Fasnachten zum Brauch. Die Latschari folgen auf den Urlatschari. Alle tragen Häser aus unzähligen Wollbüscheln und weiße Halskrausen. Die Wollbüschel sind dicht aufgenäht. Die Holzmaske zeigt ein schnauzbärtiges freundlich lächelndes Männergesicht. Die Latschari tragen ihr Geschell nicht am Körper, sondern an einer beschirmten Stange mit sich. Mit dieser stoßen sie im Takt zum Narrenmarsch, so dass ein akustischer Effekt entsteht wie bei den Hansele der Baar mit ihrem Geschell.
Da im Jahre 1911 bei der Gründung der Zunft den Gründern einfach kein Name einfallen wollte, meinte ein Bürger des Dorfes: „Ihr sin so Latschari!“ und schon war der Zunftname gefunden. Neben den Narreneltern in Baaremer Tracht und dem Fähnrich gibt es mit dem Schäfer noch alte einzelne Narren. Schäfer tauchen auch in einigen anderen Fasnachten auf. Auch in Kirchen-Hausen gilt er als älteste Traditionsfigur. Der Schäfer ist für die Fütterung des Narrensamens zuständig, weshalb er aus einem Fellsack „Guezili“ austeilt. Fasnacht ist in Kirchen-Hausen schon 1894 belegt. Die Narrenmusik spielt den Narrenmarsch „Hans goa hoam“, eine der vielen Abwandlungen des Donaueschinger Narrenmarsches.

Narrenverein Blauer Stein Riedöschingen

Die Riedöschinger Fasnacht ist ganz an der bekannten Felsengruppe Blauer Stein ausgerichtet. Wie die Hegauberge ist auch der Blaue Stein vulkanischen Ursprungs. Es gibt in Riedöschingen deshalb den Vulkangeist mit „flammendem“ Häs und finsterer Holzmaske. Auch das Steinmännle mit graubärtiger Holzlarve bezieht sich auf dieses Thema. Die Steinmännle stecken in einem braunen Häs und führen eine Hammer in der Hand. Auf das Häs sind einzelne Efeublätter aufgenäht. In Riedöschingen kursiert die Sage vom Goascht vom Rande, manchmal auch als Randenpoppele bezeichnet! Auch am Randen darf der Narrenpolizist an Fasnacht nicht fehlen.
Origineller Höhepunkt der Fasnacht von Riedöschingen ist das Mistkarrenrennen. Die Teilnehmer sitzen in nach Motto umgebauten Mistkarren und werden von ihren Helfern über einen wilden Parcours gejagt.Aus dem Jahre 1862 wird von einem fasnächtlichen Theaterspiel in Riedöschingen berichtet. Wie die Zünfte von Kirchen-Hausen und Leipferdingen gehört auch der Narrenverein Blauer Stein zur Narrenvereinigung Hegau-Bodensee.

Harder Potschete Verein Interlaken

Interlaken liegt im Berner Oberland, wo es bekanntlich schön ist. Hier hat der sogenannte Bärzelistag große Bedeutung. Der Bärzelistag ist ein in der Schweiz wichtiger Maskenbrauchtermin. Bärzelistag ist der 2. Januar. Gerade in Interlaken ist er nach den Fasnachtsverboten der Reformation zum Fasnachtsersatz geworden. An diesem Tag findet die Harder Potschete statt. Ursprünglich wurde von den Jugendlichen der Brauch des Chlummlens ausgeübt. Maskiert zog man zum Heischen ans Kloster Interlaken. Dort gab es fünf Churer Batzen, zwölf Brote und zwölf Maß Wein. 1528 wurde mit der Reformation versucht den Brauch zu unterbinden, mit dem Ergebnis, dass nun der Landvogt die Gaben zu stellen hatte.
1955 wurde eine Reform des Brauches nach Ausschreitungen notwendig und der Harder Potschete Verein gegründet. Im Zentrum des Brauches steht seither das Harder Mannli, eine örtliche Sagenfigur, mit dem Harder Wybli, beide eindeutig als Wilder Mann und Wildes Weib ausgestattet. Das Harder Mannli soll ein böser Mönch gewesen sein, der wegen Untaten im Wald als Geist umgehen muss. Bei der Gestaltung orientierte man sich an den anderen schon uralten sogenannten Chlummlern. Alle Chlummler tragen Häser mit Materialien aus dem Wald. Auch die Masken sind aus Holz, Fell, Stoff und anderen natürlichen Materialien gefertigt. Sie können oft nur ein einziges Mal getragen werden! Zum Stammpersonal gehören Schnägghüsler, Hobelspänler, Tannzäpfler, Stächpälmler, Chrisästler, Sagispänler. Ihre Namen weisen schon das verwendete Material aus, also Schneckenhäuser, Stechpalmen, Tannenreisig, Hobelspäne und Sägespäne. Weitere Chlummler sind ohne eigene Namensbezeichnung aus Federn, Moos, Flechten und Fellen gefertigt. Die Gestaltung ist weitgehend frei. Voraussetzung aber ist immer die Verwendung von Naturmaterialien aus dem Wald. Das gilt auch für die Masken. Teils werden Holzmasken verwendet, teils aber auch Masken aus Fell, Rinden oder sonstigem Material aus dem Wald.
Auch ein Wilder Jäger ist aus der Sagenwelt Interlakens mit der Reform des Brauches hinzugekommen.
Zu Beginn des Brauches der Harder Potschete stöbern die Kinder das Harder Mannli und sein Harder Wybli sowie zwei Zwerge in ihrem Versteck auf. Dann geht es in die Dorfmitte und der Zug der Chlummler beginnt. Wie so oft bei Bräuchen in der Schweiz ziehen hier als Treichler bezeichnete Einscheller mit großen Kuhschellen dem Zug voran. Am Schluss folgt die Buuremusik in blauen Hirtenhemden bei der Potschete. Potschete gibt begrifflich den Klang der Saubloddere wieder, die die Chlummler einsetzen. Abgeschlossen wird der Tag mit einer sog. Pintenchehr.
Der Harder Potschete Verein hat sich dem Helvetischen Fastnachtsring angeschlossen.

Guggemusik Ringgligüüsser Willisau

Aus dem schönen alten Narrenstädtli Willisau kommen die Ringgligüsser. Diese Guggemusik fing schon als Gruppe von Viertklässlern 1991 an. Als Instrumente hatte man Trommeln, Rasseln und Glocken. Schon 1994 trat man als Guggemusik mit einheitlichen Fasnachtsgwändli auf. Der Name erinnert an die legendären Willisauer Ringgli, eine Keksspezialität.

Narrenzunft Böttingen

Auf der Schwäbischen Alb, genauer auf dem Heuberg, liegt Böttingen. Älteste Narrenfiguren sind auch hier die Strohbären. Sie werden ganz in handgeschnittenes Stroh eingebunden, so dass auch das Gesicht verhüllt und somit schon maskiert ist. Über dem Kopf wird das Getreidestroh spitz zulaufend gebunden. Mehrere Strohbären werden am Fasnachtsdienstag eingebunden von Treibern mit Peitschenknall durchs Dorf geführt. Interessant ist, dass die Strohmänner in Böttingen ebenfalls als Strohbären bezeichnet werden. Den Böttinger Narren ist es gelungen, diese alte Narrengestalt ohne große Veränderungen zu erhalten.
Weitere Narren sind die Guoteret-Weible mit Holzmaske und bäuerlicher Tracht. Sie erinnern an eine sagenhafte Geisterfrau, die die Bauern und Fuhrleute um Böttingen ärgerte.
In Böttingen soll es einmal einen Köhler gegeben haben, der es zu großem Reichtum brachte. Sein Geiz war so verschrieen, dass er bald als Reicher Teufel bezeichnet wurde. Als solcher ist nun auch in die Fasnacht eingegangen. Der Reiche Teufel trägt eine Holzmaske, die Maskenhaube ist aus Fell. Als klassisches teuflisches Zubehör hat er eine Gabel dabei.
Als Einzelfigur taucht der Polizeile auf. Garde und Schalmeiengruppe gehören noch zur Narrenzunft.

Bengelschießer-Zunft Böhringen 1910

Die Böhringer Narren legen großen Wert auf das ß im Namen. 1910 wurde die Zunft erstmalig, dann 1963 wieder gegründet. Maskengestalt ist das Hänsele, das, untypisch für den Hegau, eine Holzmaske zu seinem Blätzlehäs trägt. Die Maske blickt spöttisch lächelnd. Die Blätzle sind rund ausgeschnittene Filzleisten, die auf das Häs genäht werden.
Als weitere Narren gibt es Marketenderinnen, die Bengelschießer und einen Narrenpolizisten, der zu jeder Hegauer Fasnet gehört.
Musikalisch verstärkt werden die Narren von der Gruppe der Trommler. Trommler sind mancherorts noch Begleiter der Narren. Vor Erfindung der Blechblasmusik waren sie mal mit, mal ohne Pfeifer die musikalische Unterstützung.
Die Bengelschießer gehen auf eine Sage um den Bauernkrieg von 1525 zurück. Als damals den Böhringer Bauern die Munition ausging, schossen sie mit dem, was sie noch hatten, nämlich Steinen und eben Holzbengeln. In Erinnerung hieran führen die Bengelschießer seit Jahrzehnten eine große Kanone im Umzug mit, mit der sie gewaltige Ladungen Spreu verschießen können.
Wie Singen kennt auch Böhringen einen fasnächtlichen Markt.


Rehbockzunft Volkertshausen 1908

1865 gab es schon die erste Narrengesellschaft in Volkertshausen, die aber wieder verschwand. Ihre 1908 gegründete Nachfolgerin führte 1952 den Rehbock ein. Der Rehbock geht auf ein besonderes Erlebnis eines Bauern zurück, der von einem angeschossenen Rehbock angegriffen wurde. Um sich zu retten, schwang der Mann sich auf den Rücken des Angreifers, der wilde Bocksprünge vollführte, bis der Jäger dem armen Bäuerlein zu Hilfe kam. Der Rehbock trägt ein braunes Blätzlehäs aus länglich rechteckig zugeschnittenen Filzblätzle. Das Gesicht verhüllt er mit einer hölzernen Rehbockmaske. An Fasnacht treibt heute ein großes Rudel Rehböcke um.
Die Bacheholzwieble in bäuerlicher, brauner Arbeitskleidung sind fürs Schnurren und Auswerfen zuständig. Auch in dieser Hegaugemeinde dürfen Holzer, Narreneltern und ein Narrenbolizei nicht fehlen. Wie in jedem Ort im Hegau wird der Narrebomm am Schmutzige Dunschdig von den Holzern gestellt. Am Fasnetsonntag findet ein Wagenumzug mit Vorführungen und lustigen Auftritten statt.
Die Rehbockzunft war ein besonders aktives Gründungsmitglied der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee.


Narrenverein Trube Drescher Espasingen

Espasingen war bis noch in die 1950er Jahre ein Weinbauort. Nach einer Sage wollten in einem Jahr die Trauben der Espasinger einfach nicht reif werden. Die erfinderischeren Espasinger kamen auf die Idee, die halbreifen Trauben vor dem Keltern mit Dreschflegeln weich zu klopfen. Das Produkt schmeckte verheerend. Es lag nahe diese Geschichte in die Fasnet einfließen zu lassen. So kamen dann auch die Dreschpflegler, der Butzegeiggel (Vogelscheuche)und Stare in die Fasnet. Natürlich gehört zu den närrischen Utensilien des Dreschpfleglers auch ein Dreschflegel. Mit den Trubewieber kam auch närrische Verwandtschaft zu den Singemer Rebwiebern hinzu.
Narreneltern und Narrenpolizist dürfen auch in Espasingen nicht fehlen.
Natürlich wird am Schmutzige Dunschdig geweckt und auch ein Narrenbaum gesetzt. Dies gilt für alle Orte im Hegau und am westlichen Bodensee. Der Espasinger Baum wird erst am Samstag vor Lätare gefällt.


Narrenzunft Brigachtal

Auch Brigachtal gehört zu den wenigen Orten, die noch einen Strohmann haben. Seit 1964 wird der Strohmann allerdings nicht mehr in Stroh eingebunden. Stattdessen wird zur Senkung des Brandrisikos nur noch Naturbast eingesetzt. Der Brigachtaler Strohmann wird aber so gefertigt, dass er seinem Strohvorgänger sehr ähnlich sieht. Auch er ist bis über den Kopf mit dem Material eingekleidet und führt einen Dreschflegel mit. Das Gesicht des Hästrägers verschwindet ganz im Material. Diese wilden Gesellen treten in Brigachtal gleich vielfach auf.
Seit 1975 gibt es noch einen Strohhansel im Stil der Baaremer Hansele. Das weiße Häs ist passend zum Strohmann mit Getreidemotiven bemalt. Der Strohhansel trägt eine Holzmaske.
Garden für fast jede Altersgruppe gehören in Brigachtal ebenfalls zur Fastnacht. Die Brigachtaler Narren haben sich der Schwarzwälder Narrenvereinigung angeschlossen, die hauptsächlich das Gebiet der alten Landkreise Donaueschingen und Villingen abdeckt.

Narrenzunft Epfendorf

Die Epfendorfer Fasnet soll laut örtlicher Überlieferung schon 450 Jahre alt sein. Über die Abläufe ist von damals nichts bekannt. Überliefert ist aber, dass vor 1900 ab Dreikönig das Hexenlaufen der Kinder üblich war. Aus diesem Brauch hat sich die Epfendorfer Hexe im letzten Jahrhundert entwickelt. In großer Zahl springen die Hexen heute durch die Epfendorfer Fasnet.
Ebenfalls schon vor 1900 wurde das Ausschellen der Fasnet betrieben. Bei diesem alten Brauch zieht ein Bärentreiber mit einem Strohbär und einem Ziehorgelspieler sowie den Ausschellern durchs Dorf. Alte Bilder zeigen den Strohbären schon in einem anzugsartigem Häs aus Stroh. Der Strohbär ist mit Bärenmaske ausgestattet. Der Treiber ähnelt darauf dem Bäretrieber aus Singen. Die Verkleidung der Ausscheller ist frei.
Ab 1900 begann man in Epfendorf damit alte Fasnetskleidle aus Rottweil, Oberndorf am Neckar und Schömberg auszuleihen. Es überrascht deshalb nicht, dass nun die Oberndorfer Typen des Schantle, Polizeischantle und Narren zum festen Bestandteil der Epfendorfer Fasnet geworden sind. Der Schantle hat seinen Namen von seinem schandhaften Treiben und steckt in einem mit bunten runden Blätzle ornamenthaft benähten Häs. Er verhüllt sein Gesicht mit einer Holzmaske. Der Polizeischantle steckt in einer Uniform und trägt ebenfalls eine Holzmaske. Der Begriff Schantle leitet sich vom schandhaften Handeln ab. Der Narr hat ein bemaltes Leinengewand vom sogenannten Weißnarrentyp. Die bloße Verwendung des Begriffes Narr für eine Maskengestalt ist für die Neckar-Alb Region nicht ungewöhnlich.Als Einzelfigur gibt es seit Jahrzehnten das Bennerössle, ein Scheinrössle, das von einem maskierten Reiter“ geritten“ wird. Rottweiler Einflüsse dürften eine Rolle gespielt haben.
Die 1927 gegründete Narrenzunft hat seit 1985 einen eigenen Narrenmarsch. Zuvor wurde der Alte Jägermarsch gespielt, der auch in anderen Narrenorten gerne als Narrenmarsch verwendet wird. Von der Zunft wurde noch eine Garde eingeführt. Die Epfendorfer Narren gehören zum Narrenring Oberer Neckar.

Fasnachtsgesellschaft Winterthur

Unter dem Dach der Fasnachtsgesellschaft Winterthur vereinigen sich die Zünfte und Gugge-musiken Winterthurs. Bis zur Reformation wurde in Winterthur wohl in ganz großem Stil Fasnacht gefeiert, so dass die Narren sogar Besuch aus Konstanz, Rapperswil und Schaffhausen bekamen. Die protestantische Obrigkeit stellte dies 1672 ab. Auch im Zeitalter der Vernunft wurde die Fasnacht wiederum verboten, dieses Mal von der weltlichen Obrigkeit. Ganz unterbunden werden konnte die immer wieder aufflammende Fasnacht nicht, so dass sich die Fasnacht in den letzten Jahren wieder fest in Winterthur etablieren konnte.
Die Fasnacht beginnt am Fasnachtsfreitag mit dem Stellen des Narrenbaumes und endet am Montag mit dem Verbrennen des Bög. Bög ist eine alte alemannische Bezeichnung für einen Narren. Auch in Singen wird ein Bög verbrannt.
Am Samstag findet der Guggeumzug und die Altstadtdudlätä statt, an der nicht nur die Gugge der Eulachschränzer, Rythmania und Kyburggeischter teilnehmen. Bei der Altstadtdudlätä können die Gugger ihr ganzes Können gleich auf mehreren Bühnen unter Beweis stellen.
Die Narrenzunft Veltheim beteiligt sich mit ihrem Tüpflisschisser an der Fasnacht in Winterthur. Der Schnitzer der Holzmaske soll auf einem besonders stillen Ort sich den Spiegel vorgehalten und selbst Modell gesessen haben. Vor Gründung der Narrenzunft war im Ortsteil Veltheim der Arbeiter Touring Bund für die Fastnacht zuständig. Für das Überleben der Fastnacht war es nicht unwichtig, dass im reformierten Winterthur, wie in anderen Orten des Kantons Zürich, Arbeiter mit teils nicht so ausgeprägter religiöser Bindung, teils mit Herkunft aus katholisch fasnachts-freundlichen Regionen die Fastnacht mit am Leben erhielten. Die Winti-Leue sind als Löwen an der Fasnacht unterwegs. Sie erinnern an das Stadtwappen von Winterthur. Die wilden Fälli-Glöggler stecken in einem dunklen, mit Fellen besetzten Häs und tragen teuflische Holzmasken. Wie der Name schon ausweist, sind am Häs noch Glocken befestigt. Die Hölloch-Hexen gehen auf eine Sage zurück. Der Schwyzer Bauernsohn Heimwehsepp begegnet darin der Hexe. Die Höllochhexen wurden von den Heimwehmärchlern des Schwyzervereines eingeführt und erinnern auch an die alte Hexentradition jener Region mit Namen March im Kanton Schwyz. Daneben gibt es noch die Lindberghexen, die Chelleländer Hörnli Häxe sowie die frech grinsenden Funke Häxe. Die Winterthurer Fasnacht ist offensichtlich recht verhext. Das Fasnachtskomitee steuert noch sein Narrli den hiesigen Masken bei. Das Narrli mit moderner Holzmaske ist die Symbolfigur der Fasnacht in Winterthur.

Narrenverein Burg Rosenegg Rielasingen 1862

Nach Anläufen 1862, 1872 und 1928 gelang es mit der Wiedergründung 1957 den Narrenverein fest zu etablieren. Geradezu legendär sind seine Freilichtspiele zu Martini auf der Burg Rosenegg. Historische Ereignisse um Rielasingen werden komödiantisch mit großem Aufwand aufgearbeitet. Berühmt ist auch der Narrenspiegel in Rielasingen.
Zum typischen Inventar einer alten Fasnacht im Hegau gehören die Hansele im Blätzlehäs mit Stofflarve, so auch in Rielasingen. Sie sorgen mit Rätschen dafür, dass es in Rielasingen an Fasnacht nicht zu leise wird. Auch wenn sie in den 1970ern wiederbelebt werden mussten, waren sie in einfacherer Form schon im 19. Jahrhundert üblich.
Mit der Figur der Ratte fand um 1956 der Neckname Rattlinger Eingang in die Fasnet. Der Begriff hatte ursprünglich mit Ratten wohl nichts zu tun. Vielmehr sollen die Rielasinger Bauern so viele Raten, also Unkraut, auf den Feldern gehabt haben. Der Narrebomm wird auch hier von der Zimmerergilde am Schmutzige Dunschdig gestellt, ein Brauch, der in keiner Hegaugemeinde fehlen darf. Die Zimmerer führen allerlei Gerätschaften mit. Auch das Auftreten von Zigünern an der Fasnet war früher weiter verbreitet. In Rielasingen sind sie mit ihrem Karren noch immer an der Fasnet unterwegs.
Als Einzelfiguren treten noch die Narreneltern, der Junker Hans vom Rosenegg und der Burgvogt Spindler auf. Der Junker Hans reitet gerne hoch zu Ross einher.



Narrenzunft Gerstensack Gottmadingen 1874

Es liegt in Gottmadingen nahe, die Zunft Gerstensack zu nennen, gab es doch bis ins letzte Jahrhundert noch drei Brauereien. Nachdem die größte und letzte in den 1970ern verschwand, ergriffen die Gottmadinger Narren die Initiative und hielten diesem Niedergang mit der Gründung einer eigenen winzigen Brauerei entgegen! Bis heute wird hier ein eigenes Fasnetsbier gebraut! Jedes Jahr wird mit allerhand lustigem Zermoniell ein sogenannter Ehrengerstensafter ernannt, der als Höhepunkt seines Waltens am Fasnetmändig auf einem als riesigen Bierkrug dekorierten Wagen am Umzug mitgeführt wird .Da darf nicht verwundern, dass der Narrenrat in Brauerkleidung steckt. Seit 1965 gibt es die quirrligen Heilsberg-Zusle. Diese Hexenwesen sind unverlarvt und werden nur von Frauen dargestellt. Die Gerstensäcke tragen ein Leinensackgewand, das mit Stern, Mond und Sonne bemalt ist. Über diese Bemalung muss nicht lange gemutmaßt werden. Es wird auf die gleichnamigen Gaststätten angespielt. Die freundliche Holzlarve hat eine mit Schneckehüsle besetzte Haube, in Erinnerung an den Necknamen „Schnägge“. Diesen haben sich die Gottmadinger bei ihren Nachbarn durch regelmäßige Verspätungen beim Kirchgang verdient. Auch im Bauernkrieg sollen sie zu spät gekommen sein, als der letzte Esel zur Verpflegung geschlachtet werden musste. Es blieben ihnen nur noch die Ohren.
Am Schmutzige Dunschdig setzen die Almen-Holzer den Narrebomm. Natürlich wird der Narrenbaum in Gottmadingen mit Gerstensäcken geschmückt. Auch die Narrenfahnen sind hier aus Sackstoff. Am Fasnetmändig findet der närrische Frühschoppen statt, bei dem die politische Prominenz der Region von den Narren herausgefordert wird. Danach findet ein großer Umzug statt, an dem auch die Poppele-Zunft seit Jahrzehnten regelmäßig teilnimmt.
Die Narrebolizei tritt in Gottmadingen gleich mit mehreren Ordnungshütern an.



Narrenzunft Empfingen

Ein Blick auf die Empfinger Fasnet ist ein Blick auch in die vergangenen Jahrhunderte. Hier gibt es uralte Gestalten und Bräuche in Vielzahl. Vor allem aber ist Empfingen ein Paradies der Strohbären, die es in verschiedenen Varianten gibt! Zunächst wäre da der Erbsenbär, der neben dem Hirschauer Äschedreppler der engste Verwandte zum Hoorigen Bären in Singen ist. Die Erbsebären werden bis über dem Kopf in Erbsenstroh eingebunden. Sie tragen keine eigentliche Maske, sehen aber nur durch eine kleine Öffnung, so dass das Stroh selbst schon zur Maske wird. Daneben gibt es noch Strohbären, die ganz in Roggen- oder Weizenstroh eingebunden werden. Als Abwandlung gibt es noch den Reisbären. Dieser wird vollständig in Tannenreisig eingebunden. Sind schon die Strohbären sehr selten, so gibt es sonst die Reisbären sonst fast nur in der Schweiz Alle diese Bären werden von den Treibern geführt. Sie stecken in Frack und Zylinder und weißem Hemd, schwarzen Hosen und Rohrstiefeln. Die Bären werden an Ketten oder Seilen geführt und mit Peitschen in Schach gehalten. Trotzdem gelingt es ihnen immer wieder vor allem weibliche Zuschauer zu erschrecken. Auch die Empfinger Bären sind Teil eines Heischebrauches, bei dem weitere Mitglieder der Bettelgruppe, mit Gardinenflor und Stofflappen verlarvt war. Die Treiber ließen früher den Bären zu einem Stampflied tanzen. Leider ist der Text des Liedes in Vergessenheit geraten.
Eine weitere Strohfigur ist mit den Ausgestopften in der Empfinger Fasnet unterwegs. Ähnlich zu den Villinger Wuesten stecken sie in mit Heu ausgestopften Anzügen. Auf dem Kopf werden alte Helme, Kopftücher, Krättle oder Hüte getragen. Da sich so derb umtreiben lässt, haben sie sich auch den Namen Sauigel verdient. So treiben sie sich an den beiden letzten Fasnetstagen mit Kinderchaisen, Kinderfahrrädle und Saublotere im Ort herum, erschrecken Passanten, klettern in Fenster, beehren Gaststätten oder liegen einfach faul auf der Straße.
Ähnlich archaisch sind die Rußhexen, die in alten schwarzen Kleidern stecken, das Gesicht mit Gardinenstoff vermummt. Punkt 12.00 Uhr ziehen sie am Schmutzige Dunschdig in rauen Mengen durch den Ort, um das Gesicht der Passanten mit Ofenruß zu schwärzen. Derartige Bräuche waren früher weit verbreitet. Berühmt sind hierfür noch die Fasnachten im Lötschental im Kanton Wallis. Bei einem Umzug selbst wird nicht gerußt.
Zwischen Dreikönig und der eigentlichen Fasnet treiben die Bützle durchs Dorf, ein Recht der Kinder. Sie stecken in alten Frauenkleidern und waren früher mit Gardinenmasken vermummt. An alten Gestalten haben sich noch Bajass und Domino erhalten. Der Bajass steckt in einem Pluderanzug, der Domino in einem langen Umhang mit Kapuze. Beide tragen Stoffhalbmasken. Früher weiter verbreitet, sind diese Figuren selten geworden.
Am Fasnetssonntag ist der Tag der Kneller oder Butzen. Wie einige alte Narren im Hohenzollerischen stecken sie in langen dunklen Frauenröcken. Sie tragen einen geschwungenen Butzenhut. Über den Rock hängt ein langes weißes Hemd. Im Gänsemarsch ziehen sie am Umzug mit und „knellen“ mit ihren Peitschen. Sie sind unmaskiert.
Erst nach 1900 kamen die ersten Holzmasken ins Dorf. Es entwickelte sich das Schantle aus von Handwerkern mitgebrachten Häsern anderer Narrenorte. In Empfingen steckt es, anders als die Vettern in Rottweil und Oberndorf, in einem Weißnarrenkleid mit Geschell.
Aus der alten Figur des Bäuerle entstand nach dem Krieg das Osterbachmännle, aus der alten Hexe die Empfinger Hexe.1813 sind Bäuerle, Butz und alte Hex urkundlich erwähnt. Die Strohbären dürfte es sicher schon früher gegeben haben, als 1624/25, 1731/32 und 1784 die Fasnet im Ort erwähnt wurde.
Die Fasnet in Empfingen wird nicht nur von der Narrenzunft, sondern auch von Vereinen und sog. Kameradschaften gelebt, was erklärt, dass besonders viele althergebrachte Traditionen die Moden und Normierungen des letzten Jahrhunderts überlebten.



Koranti aus Markovci (Slowenien)

Singens Partnerstadt Celie schickt die Koranti (Einzahl Kurent) aus seinem Nachbarort Markovci nach Singen. Die Koranti, andernorts auch Kurenti genannt, sind im Hinterland von Celje und Markovci häufig anzutreffen, vor allem noch im Städtchen Ptuj. Sie gelten als die typischen slowenischen Fasnetsgestalten und stecken in dicken Schaffellhäsern. Sie tragen große Glocken, die ihr Kommen schon weit im Voraus verkünden. Das Gesicht ist mit bunt bemalten Masken aus Leder bedeckt. In den letzten Jahren wurde der Kopfputz der Masken immer aufwändiger, statt angesetzter Lederohren werden nun Truthahnfedern und Gänsefedern getragen. Die Masken haben aufgesetzte Bärte aus Schweineborsten, Zungen aus rotem Stoff und Zähne aus weißen Bohnen. In der Hand führen die Koranti eine mit Igelfellen umwickelte Keule mit. Mit diesem stacheligen Gerät lieferten sie sich in früheren Jahrhunderten blutige Auseinandersetzungen, weshalb es immer wieder zu Verboten der Kurenti kam. Übersetzt heißt kurent „laufen“.
In Markovci ziehen die Oraci hinter einem Pflug, eine alte närrische Symbolik, die auch in Singen durch das Mitführen des Pfluges und des Pfluges in Begleitung des Sämannes am Narrebomm-Umzug noch besteht. Symbolisch ziehen die Oraci die erste Furche, besähen sie noch und wünschen auf den besuchten Höfen eine gute Ernte. Oraci wird mit Ackermänner übersetzt.
Weitere Figuren in dem närrischen Tross sind die Piceki (Küken), die Ruse ( Pferdehirsche), die Kopjasi (Lanzenträger). Eine weitere Parallele zum weit entfernten Singen sind die Medvedi (Bären).
Begleitet wird die Maskengruppe bei ihrem Zug über die Höfe von Mädchen, die als Feen verkleidet sind. Ihnen steht eine Feenkönigin vor.
Bei den Besuchen der Höfe sammeln diese Narren Eier und Würste, manchmal auch Geld. Verpflegt werden sie schon vor Ort mit allerlei Speisen, besonders mit Krapfen und sog. Schneeballen. Auch Wein wird ausgeschenkt. Der Umgang ist also ein klassischer Heischebrauch, wie er früher häufiger zu finden war.
1991 wurde der Verein Anton Joze Strafela zur Wiederbelebung und zum Erhalt der alten Bräuche gegründet.
Je nach Gegend werden die Kurenti oder Koranti in Slowenien noch von Zigeunern, Alten, Strohmännern und Wilden Männern begleitet.



Narrenzunft Engen

Aufgrund alter Protokolle liegen erste Beschreibungen der Engemer Fasnet für 1618 vor. Dort ist das Aufspielen der Spielleute zum Tanz auf dem Marktplatz ebenso wie eine wüste Rauferei geschildert. 1875 wurde die Narrenzunft gegründet. Wie es sich für eine alte Hegauer Fasnet gehört gibt es ein Hansele mit Stofflarve. Die Stofflarve hat eine lange rüsselartige Nase. Mit dieser kann dem Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes eine lange Nase gezeigt werden. Die Blätzle werden in Engen schon im 19.Jahrhundert länglich rechteckig geschnitten, die Farben sind schwarz und rot. Natürlich hat das Hansele eine Saubloddere dabei. An der Maskenhaube baumelt ein Fuchsschwanz. Das Hansele ist die zentrale Engener Maskenfigur.
Narrenvadder und Narrenmodder dürfen ebenfalls nicht fehlen. Narrenräte und Zunftgesellen führen die Zunft. Zu schwarzen Hosen werden rote Jacken getragen. Hinzu kommt das Spöckvolk in stilisierten Trachten aus der Berggemeinde, die vor wenigen Jahren mit der Narrenzunft fusionierte. Das Spöckmännle trägt, wie die Zunftgesellen in Singen, eine blaue Kutte und ist unverlarvt. Die ebenfalls unverlarvten Spöckwieble haben eine dirndlähnliche Tracht. Eine Wildsau wird von einem Treiber durch Engens Fasnet geführt. Musikalische Unterstützung liefert der Fanfarenzug in schwarz-weißen Landsknechtshäsern. Der Blaufärber erinnert seit einigen Jahren an ein Original aus dem Altdorf, dem Teil Engens jenseits der Bahnlinie. Er trägt eine Holzmaske.
1925 schon trat die Narrenzunft der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte bei.
Am Fasnet-Mändig werden die Narren von der Katzemusik lautstark geweckt. Natürlich wird am Schmutzige Dunschdig auch in Engen ein Narrenbaum aufgestellt. Ein Hemdglonkerumzug darf seit 1903 nicht mehr fehlen. Direkt nach dem Hemdglonkerumzug begibt man sich als richtiger Engener dann auf den Hemdglonkerball. Am Fasnacht-Dienstag wird im Anschluss an einen närrischen Trauerfackelzug eine große Strohpuppe verbrannt.



Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken 135

Die Stockacher Fasnetsgeschichte geht weit in die europäische Geschichte zurück. Als im 14. Jahrhundert zwei miteinander konkurrierende deutsche Kaiser ausgerufen wurden, kam es zu Kriegen, bei denen die innerschweizerischen Kantone sich gegen Habsburg stellten. Als der österreichische Herzog Leopold seinen Hofnarren Hans Kuony von Stocken bei einem Kriegsrat scherzhaft befragte, entgegnete dieser: „Euer Rat g`fallt mir nit. Ihr ratet alle, wo ihr wollet in das Land Schwyz hineinkommen, aber euer keiner ratet, wo ihr wollet wieder herauskommen.“ Ein Satz von ewiger Aktualität. Bei der Schlacht vom Morgarten 1315 wurden die Österreicher schwer von den Schweizern geschlagen. Vom Nachfolger seines Herren erbat sich Hans Kuony 1351 als Belohnung für seinen weisen Rat das Privileg eines Narrengerichtes für seine Heimatstadt.
1687 und 1743 werden diese Privilegien wieder erwähnt und bestätigt. Hans Kuony wird übrigens in zahlreichen Chroniken Schweizer Städte zwischen 1400 und 1633 als historische Person erwähnt.
Alljährlich werden prominente Politiker vor das Narrengericht zitiert, um sich für ihre Fehler zu verteidigen. Lediglich von einem Fürsprech unterstützt, müssen sie sich der Anklage stellen und das Urteil, die Spende größerer Mengen Weines, hinnehmen.
Zum Narrengericht mit seinen Narrenrichtern , dem Narrenbüttel und Hans Kuony höchstpersönlich gesellt sich seit 1881 eine Zimmerergilde mit Meister, Polier, Gesellen, Wischenheber, Fuhrmann, Bremser und Herren Lehrbueben. Die Zimmerergilde ist für das Narrenbaumsetzen am Schmutzige Dunschdig zuständig. Die Angelegenheit kann sich lange hinziehen, da die Zimmerer schon mal auf die Idee kommen, ein Gasthaus aufzusuchen. Zur „Absicherung“ werden beim Narrenbommumzug gerne auch Türen und Fenster ausgehängt oder angenagelt. Der Brauch ist um Jahrhunderte älter noch als die Gilde selbst. An Sonntag Lätare erst wird der Narrenbaum wieder gefällt. Im Stundenabstand kündigt die Stadtmusik in der Nacht das Fällen des Narrenbaumes an, der Abstand wird dann immer kürzer. Bei Morgengrauen ist der Baum dann gefällt. Der Sonntag Lätare, der Mittfastensonntag, war kein Fastentag, die Fastenzeit wurde ausgesetzt.
Natürlich dürfen in der Hegaustadt Hänsele mit Stofflarven nicht fehlen. Die Blätzle sind gelb, orange, rot, grün, blau und schwarz. Die Maskenhaube trägt einen schwarzen Hahnenkamm. Auch die Maskenhaube ist vollständig mit Blätzle besetzt. Auch das Stockacher Hansele hat Suubloddere dabei.
Seit 1687 lassen sich alle Laufnarren mit Namen nachweisen. Ursprünglich musste sich jeder Stockacher Mann mit einem halben Eimer Wein einkaufen. Heute gibt es den Laufnarrenschlag gegen einen finanziellen Obolus. Seit einigen Jahrzehnten gibt es auch eine Maskengruppe der Laufnarren. Der Laufnarr hat ein Narrenseil um den Bauch gebunden.
Für die Frauen gibt es die maskenlosen Marketenderinnen und Alt-Stockacherinnen. In mittelalterlichen Fasnachten war es Frauen nicht erlaubt maskiert auf die Straße zu gehen. Die Alt-Stockacherinnen tragen die alte vorderösterreichische Tracht mit Radhaube.
Bei der großen Tradition der Stockacher Fasnet überrascht es nicht, dass das Narrengericht zu den Gründungszünften der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte gehört. Das Stockacher Narrengericht war dort auch Patenzunft der Poppele-Zunft für deren Aufnahme.

Katzenzunft Meßkirch

Auch die auf das Jahr 1873 zurückgehende Katzenzunft feiert eine typische Hegauer Fasnet, bei der Blätzlehansele nicht fehlen dürfen. Hier heißen sie Hirlinghansele, nach einer Frau, die in den Jahren 1880/81 die Hirlinghansele nähte und verlieh. Die Hose ist mit Eule, Igel und Maus bemalt, Hose und gelber Kittel sind mit dreieckigen Blätzle in Reihen besetzt. Eine kapuzenförmige Stoffmaske mit schwarzem Rüssel und rotem Hahnenkamm verhüllt das Gesicht.
Eine Fledermaus ist bereits für 1800 belegt. Ihre archaische Aufmachung weist aber noch weiter zurück. Das Häs besteht aus Rock, Bluse, Handschuhen und Stofflarve, jeweils in schwarz. Darüber wird ein weißer Bettüberwurf getragen, dessen Enden mit roten Bändeln zu Ohren abgebunden werden. Ihre Ursprünge werden auf das 17. Jahrhundert geschätzt. Die Fledermaus ist Symbol für die Vergänglichkeit des Menschen.
Die Katze taucht erstmals im 16. Jahrhundert als „Spaikatze“ bzw. „Spottkatze“ auf. Heute ist sie eine der bekanntesten Fasnetsfiguren. Sie steckt in einem schwarz-weiß geteilten Anzug. Um den Hals hat sie eine wunderbare Halskrause. Vor dem Gesicht wird eine hölzerne Katzenmaske getragen.
Der Geschichte des Hofnarren Peter Letzkopf aus dem Jahre 1530 ist die gleichnamige Narrenfigur zu verdanken. Nachdem er im Schloss alle Türschlösser verklebte, wurde er des Städtchens verwiesen, war aber noch vor seinen Vertreibern wieder zurück, um zu verkündigen, dass es nirgends auf der Welt schöner als in Meßkirch sei.
1350 schon erhielten die Meßkircher das Fasnetsküchlerecht, damals ein echtes Privileg. 1553 und 1602 sind weitere Nachweisdaten der Meßkircher Fasnacht. Zwischen 1594 und 1650 ist schon das Nasenschleifen bezeugt, das in den 1970ern wieder eingeführt und von den Nasenschleifern ausgeübt wird.
Fanfarenzug, Stadtkapelle sowie die Heudorfer Musikapelle bilden das musikalische Rückgrat der Meßkircher Fasnet. Eine Fahnengruppe steht der Katzenzunft ebenso noch zu diensten.Die Narrenmutter wird jedes Jahr neu bestimmt. Die Vorgängerin wird dann vor der Fasnet in eine Fledermaus verwandelt. Der Brauch nennt sich etwas rabiat „Erschießen“ der Narrenmutter. Die Kunst des Narrenvaters ist es, die neue Narrenmutter bis zu ihrer Vorstellung geheim zu halten. Auch die Meßkircher Narren sind Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.
Die Chronik der Herren von Zimmern aus dem 16. Jahrhundert berichtet eine Anekdote aus Meßkirch, die sehr viel über die Bedeutung der Fastnacht aussagt. Dort wird von einem gewissen Baschian Heine berichtet, der nach Weihnachten schwer erkrankte, aber nicht sterben wollte, bis dass er noch einen Fasnachtsbutzen, also einen verkleideten Narren, gesehen habe.



Narrenzunft Schnabelgiere Meersburg

Wichtiger Fasnachtstag der Meersburger Fasnet ist der Fasnetsunndig, von dem schon 1360 berichtet wird. Es ist der Tag des Schnabelgiere. Der Schnabelgiere steckt in einem Häs aus weißem Schwalbenschwanz und Kniebundhosen. Der Kopf ist mit einer weißen Haube mit rotem Kamm und einem spitzen und langen Storchenschnabel bedeckt. Vor rund 225 Jahren war der in Meersburg residierende damalige Fürstbischof von Konstanz für das Befüllen des Korbes zuständig, aus dem der Schnabelgiere sein Gaben verteilte. Das Verteilen der Gaben gibt es heute noch. Bei diesem Brauch wird der Schnabelgiere von Dominos begleitet, die mit ihren Saubloddere die Kinder auf Distanz halten. Sie stecken in schwarzem Umhang und Kapuze und tragen dunkle Stofflarven. Der Schnabelgiere ist Gegenstand zahlreicher volkskundlicher Aufsätze und Spekulationen. Mal wird er als vorzeitlicher Geist, mal als Storch, mal als mittelalterlicher Pestarzt, mal als Erinnerung an mittelalterliche Schandmasken gedeutet. Als Ergebnis kann zumindest festgehalten werden, dass es ihn schon seit Jahrhunderten gibt.
Auch Meersburg kennt Blätzlenarren, die Hänsele genannt werden. Wie im Hegau wird im Bereich Bodensee-Linzgau eine Stofflarve zum Häs eines Hänsele getragen. Die Blätzle sind in längliche Dreiecke geschnitten. Das Hänsele hat gleich zwei Hahnenkämme. Das Hänsele zeigt eine rote Zunge. Ein möglicherweise aus dem 18. Jahrhundert stammendes Hänsele-Häs wird im Heimatmuseum ausgestellt. Die Hänsele haben Karbatschen dabei, mit denen sie schnellen. Karbatschen sind kurzstielige Peitschen mit einer Länge von bis zu 6 Metern. Ab Dreikönig ist das Schnellen mit den Karbatschen zu hören.
In den 1950er Jahren kamen die Glonke und die Subegler hinzu, wobei letztere an die Sage eines Schneiders erinnern, der einer toten Sau die Borsten wegbügeln wollte. Die Glonke erinnern an die Taglöhner, die früher im Hafen auf Arbeit warteten.
Ein uniformierter Narrenbüttel und Narreneltern gehören ebenso zur Fasnet, schließlich liegt man am Bodensee.
Auf dem Meersburger Marktplatz wird durch die Zimmerergilde der Narrenbaum am Sonntag vor der Fasnet schon gestellt. Vor dem Stellen wird er zunächst reich mit Spenden aus der Geschäftswelt behängt und geschmückt. Dann erst wird er durch die Stadt gezogen. Nach dem Stellen ist der Narrenbaum dann den Kindern frei gegeben. Die Kinder klettern auf den 30 Meter hohen, geschälten Baum hinauf, um sich die Spenden zu ergattern. Mit Errichten des Narrenbaumes verkündet der Zunftmeister die Fasnacht. 1870 kam es zur Gründung der Narrenzunft, die der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte angehört.



Blätzlebuebezunft Konstanz

Zentrale Maskengestalt der Konstanzer Fasnacht ist der Blätzlebue. Natürlich stecken auch die Konstanzer Blätzlebuebe in einem Blätzlehäs. Die Maskenhaube mit Hahnenkamm ist ganz mit Blätzle besteckt. Die Blätzle sind mal aus Filz, mal aus altem Mantelstoff gefertigt. Die Stoffblätzle werden noch umstickt. Mit Pritschen werden die Zuschauer geneckt. Erstmalig erwähnt werden die Blätzlebueben 1830. Blätzlebuebe oder Blätzlehansele mit Stofflarven sind im Hegau, am westlichen Bodensee bis in den Linzgau die klassischen Narren. In Konstanz trägt auch der Narrenrat der Blätzlebuebe ein Blätzlehäs.
1282 schon soll es närrisches Treiben in Konstanz gegeben haben. 1505 ist erstmals von „der narren zunftmeister“ die Rede. Der Polizeiblätz, als einziger mit Holzmaske, hat seinen großen Einsatz beim Laternentanz. Dabei verliest er die strenge Ratsverordnung der Stadt Konstanz von 1388, die das Fasnettreiben regelte. Dafür erntet er dann den Spott der Blätzlebueben. Auch spätere Versuche, die Fasnet in Konstanz sogar ganz zu unterbinden, so 1451 und 1529, schlugen fehl.
Als weitere ebenfalls alte Narrengestalt gibt es das Hansele in seinem Häs aus schwarzem Satin. Die Maske aus Stoff wird von einem gelben Hahnenkamm gekrönt. Das Häs ist mit dreieckigen gelben Zaddeln besetzt. Als Variante gibt es auch das Hansele mit roten Zaddeln und rotem Kamm. Auch die Hansele haben ihre Narrenpritschen dabei. Neuerdings versucht man in Konstanz weitere alte Varianten des Hansele wieder zu beleben, die wie das Schellenhansele in Singen Drahtgazemasken tragen.
Berühmt ist Konstanz für seinen großen und altüberlieferten Hemdglonkerumzug am Schmutzige Dunschdig. Unzählige Hemdglonker ziehen durch die Konstanzer Altstadt. Dabei sind auch riesenhafte Hemdglonkerfiguren zu sehen.
Im Häs der Blätzlebuebe erscheint auch der Fanfarenzug, der weit über Konstanz hinaus bekannt ist. Eine Konstanzer Besonderheit ist der Büeblefanfarenzug, bei dem selbst Vorschulkinder mitspielen.
Das Schnurren ist den Blätzlebuebe wichtig, weshalb ein Schnurrerorden in Blätzleform zur Verleihung an besonders gute Schnurrer verteilt wird.
2012 wird Konstanz schon das zweite Mal das Große Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte ausrichten.



Karnöffelzunft Willisau

Willisau im Kanton Luzern ist die Heimat der 1891 gegründeten Karnöffelzunft und hat eine alte Narrentradition.1502 ist der Stadtnarr erwähnt. 1579 trafen sich Bürger aus Solothurn und Luzern in Willisau, um Fasnacht zu feiern. Für die damalige Zeit legten sie einen respektablen Weg zurück. Sie scheinen sich ein schönes Ereignis erwartet zu haben. Noch heute ist Willisau weit über seine Stadtgrenzen hinaus für seine schöne Fasnacht bekannt.
Der Name der Zunft spielt auf ein altes Kartenspiel, das Karnöffel, an. Die Zünftigen verkleiden sich nach den Figuren des Spieles und tragen dazu Holzmasken. So laufen Schellen-Ober, Eichel-König, Schilten-Unter etc. an der Willisauer Fasnacht. Die Karnöffelzunft erinnert damit an die sog. Heilig-Blut-Legende. Drei raue Kerle sollen 1392 karnöffelt haben. Einer verlor dabei sein ganzes Geld. Fluchend warf er seinen Dolch gen Himmel, worauf fünf Blutstropfen auf den Tisch fielen. Der Frevler wurde vom Teufel geholt. Vergeblich versuchten die beiden anderen das Blut vom Tisch zu wischen.
Veritable wilde Männer sind die Gfurchtigen Enzilochmannen, deren Häser ganz in Tannreisig stecken. Die freundliche Holzmaske ist aus Tannenholz. Um den Leib trägt jeder Enzilochmann einen breiten Schellengurt. Jeder führt eine mannshohe Tanne samt Wurzelwerk mit. Wie im Alpenraum nicht unüblich ist auch hier die Maskenhaube aus Fell.
Eine weitere Wildmännerfigur sind die Moorsträggele, die ganz in Häsern aus Fellen stecken. Auf dem Gesicht sitzt eine Holzmaske. Mit einem Besen aus noch grünem Gesträuch ärgern sie die Zuschauer. Sie erinnern an eine Sage von Moorgeistern aus dem Ostergau, einem Moor bei Willisau. Die Sträggele sollen ihre Opfer ins Moor entführt haben.
Die Figur des Stadttieres entstammt der Sagenwelt. Nach einem Stadtbrand im Jahre 1471 soll der damalige Stadtbaumeister sein eigenes Haus rechtswidrig besonders groß wieder errichtet haben. Zur Strafe musste er dann an den Fronfasnächten als Geisterhund um die Stadtmauer ziehen. Geführt wird das Stadttier von einem Nachtwächter mit Hellebarde. Nachtwächter tauchen in einigen anderen besonders alten Narrenorten auf. Sie passen natürlich besonders gut in die Fasnacht, liegt es doch nahe, dass die Narren und die Nachtwächter sich zu später Stunde begegnen mussten. Nachtwächter und Stadttier sind in Willisau schon so alt, dass keiner mehr weiß, wann sie entstanden sind.
Die Willisauer Wöschwiber haben lustige Holzmasken und tragen alte Waschutensilien mit. Jede Maske hat einen ganz besonderen individuellen Ausdruck. Guggemusiken dürfen in Willisau nicht fehlen. Die Karnöffelzunft ist Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.



Narrenzunft Stegstrecker Pfullendorf

Mit ihrem Namen erinnern die Stegstrecker an eine sagenhafte handwerkliche Meisterleistung. Die Pfullendorfer wollten einen Steg über den Andelsbach bauen lassen. Ein Meister nahm Maß. Was für ein Maß blieb ungeklärt, der Steg war jedenfalls zu kurz. Nun kam ein anderes Licht auf die Idee, den Steg einfach einzuweichen und dann zu strecken. Zwei Ochsen wurden an die beiden Enden gebunden. Der Steg blieb zu kurz. Nun ergriff der Rat der Stadt die Initiative und zog an Stelle der Ochsen. Mit Erfolg! Der Steg war nun lang genug. Ob die Räte größere Ochsen waren als die beiden Tiere, ist nicht überliefert. Die Geschichte wurde zum beliebten Thema für theatralische Fasnetsspiele, die seit Jahrzehnten immer wieder in Pfullendorf aufgeführt werden.
Als typische Linzgauer Narrengestalt springen die Hänsele in ihrem Blätzelehäs und mit ihrer Stofflarve in der Pfullendorfer Fasnet. Das Gesicht ist mit in den Stadtfarben rot-weiß gehaltenen Blätze besetzt, ansonsten sind hier die Farben der Blätzle nicht festgelegt. Die Hänsele dürfte es schon gegeben haben, als 1731 im fasnächtlichen Überschwang junge Burschen in den Stadtbrunnen sprangen.
Eine zweite alte Narrenfigur ist der Fuhrmann oder Schneller in einer blauen Kutte, wie sie auch die Zunftgesellen in Singen tragen. Zur Kutte werden noch schwarze Hosen und schwarze Stiefel getragen. Mit ihren Karbatschen (Peitschen) schnellen sie am Dreikönigstag die Fasnet ein. Auch an keinem Umzug fehlen sie. Der Brauch des Schnellens ist im Linzgau weit verbreitet. In Pfullendorf wurde er 1794 erfolglos verboten.
Wild sind die Hexen von Pfullendorf. Als Maskenmaterial wird Pappmaché eingesetzt. Es müssen nicht immer Holzmasken herhalten, um eine beeindruckende Hexe zu haben. Jede Hexe hat ein anderes Häs. Das Häs ist nicht einheitlich. Trotzdem haben die Pfullendorfer Hexen, die am Umzug mit ihren alten Bügeleisen für allerlei Gerüche sorgen, einen hohen Wiedererkennungsfaktor.Mit der jüngeren Narrengruppe der Nidler wurde an einen Heischebrauch erinnert, der eigentlich im Mittelalter in der Weihnachtszeit ausgeübt wurde. Die Nidler tragen glatte Holzmasken und eine mittelalterliche Tracht. Sie führen einen langen Holzstab mit Holzringen mit, mit dem früher zum Heischen an die Fenster geklopft wurde.
Weiter gibt es noch die Schalweiber und selbstverständlich einen Narrenpolizisten und Narreneltern bei den Stegstreckern, die schon 1928 in die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte aufgenommen wurden.



Narrenzunft Pflumeschlucker Bonndorf

Die alte Narrenstadt Bonndorf liegt zwar im Hochschwarzwald, feiert aber eine typische Baaremer Fasnet. Zentrale Gestalt ist der Pflumeschlucker, der in den 1920ern aus einem sogenannten Weißnarrren, dem Hansili, hervorging. Der Überlieferung nach wussten die Bonndorfer bei Erblicken der ersten Pflaumen nicht, wie sie zu essen sind, und verschlangen sie mitsamt dem Stein. Entsprechend trägt der Pflumeschlucker eine Holzschemme, die eine Pflaume verschluckt. Das Holzmaskenschnitzen ist in Bonndorf bereits 1765 erwähnt. Zum mit Sagenmotiven bemalten Häs wird ein wertvolles Geschell aus in Handarbeit gefertigten Bronzeglocken getragen. Je 11 Glocken hängen an den beiden über Kreuz getragenen Lederriemen. Als Kopfbedeckung trägt der Pflumeschlucker eine lange Zipfelmütze. In der Hand hält er einen bei jedem Wetter aufgespannten blauen Schirm. Die Pflumeschlucker ist sicher eine der bekanntesten Zünfte der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.
Nur am Schmutzige Dunschdig erscheint der Fozzlihansili, mit einem aus Stoffresten („Fozzli“= Fuseln) besetzten Häs und einer barocken Holzschemme. Ebenfalls am Schmutzige Dunschdig haben auch in Bonndorf die Hemdglunkis ihren großen Tag. In Bonndorfer Wirtschaften gibt es am Abend des Schmutzige Dunschdig nur Zutritt im Hemdglonkerhäs! Für Notfälle hält jede Gaststätte Hemdglonkerhäser bereit.
Ebenfalls am Schmutzige Dunschdig werden am Umzug die Narrenräte auf einem Narrenbaum hockend mit einem Pferdegespann durch Bonndorf gezogen. Auf vier Plätzen wird von ihnen die Fasnet verkündet. Auch an jedem Narrentreffen, das die Bonndorfer besuchen, hocken die Narrenräte auf dem Narrenbaum. Mit dem Pflumeschluckerlied kann die Narrenmusik einen der schönsten und bekanntesten Narrenmärsche spielen.
Zum Abschluss der Bonndorfer Fasnet zieht der Narrenrat als Schulklasse strählend (schnurrend) mit ihrer „Lehrerin“ durch alle Lokale. Mit Schulaufsätzen, Gedichten und Liedern werden lustige und peinliche Ereignisse, die sich an der Fasnet oder kurz zuvor ereigneten, vorgetragen. Um Mitternacht des Fasnetsdienstag wird dann die Fasnet verbrannt.
Schon 1928 trat die Narrenzunft Pflumeschlucker Bonndorf der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte bei.



Narrenzunft Frohsinn Donaueschingen 1853

Seit 1853 besteht ohne Unterbrechung die Narrenzunft Frohsinn, die aber Wurzeln sogar bis 1834 hat. Die Eschinger Fasnet ist schon 1357 erstmals erwähnt. Die als Paare auftretenden Hansele und Gretele sind schon 1783 nachweisbar. Sie sind aber noch älter, denn bei der Erwähnung handelte es sich um ein Verbot. Das Hansele steckt in einem bemalten Leinenanzug. Motive sind Fuchs und Hase, ein Bauer mit Karaffe und Weinglas, eine Frau mit Strohhut und Krug sowie ein Narr mit Schelle und Wurst. Der Hansele trägt eine besonders feine Glattlarve mit aufgemaltem Kavalierbärtchen und Schönheitstüpferchen im Stil des Rokoko. Umrandet wird die Maske vom Putz aus Blümchen, Bändern, Federn und Früchten. An der Maskenhaube hängt ein Fuchsschwanz. In den weiß behandschuhten Händen trägt er einen Schirm, wohl als Symbol der Eitelkeit. Über die Schultern liegt das Geschell aus zwei Lederriemen mit je 11 Glocken.
Das Gretele geht unverlarvt und trägt die wunderbare Donaueschinger Frauentracht des 19. Jahrhunderts. Als Kopfbedeckung gehört eine Backenhaube mit bis zum Rocksaum reichenden Bändern zu dieser Tracht. Über der weißen Bluse wird ein schwarzes Samtmieder getragen. Das Mieder ist mit Blumen und Ranken aus Silberfaden bestickt. Ein Goller, meist aus weinrotem Samt, und Gollerbändel bilden den Abschluss des Mieders an Schulter und Hals. Der lange schwarze Hippenrock mit Samtbesatz und roter Litze reicht bis hinab zu den Knöcheln. Über dem Rock wird noch eine Schürze aus sog. Schillerseide getragen. An den Händen hat das Gretele weiße Handele.
Hansele und Gretele ziehen mit den Kindern am Schmutzige Dunschdig zum Heischen durch die Eschinger Geschäftswelt. Dabei werden kräftig alte Narrensprüchle aufgesagt und Gaben für die Kinder gesammelt.
In blauer Kutte und bemalten Hanselhosen laufen am Umzug die Kuhseckel mit. Sie haben als Werkzeug Saubloddere dabei. Das Gesicht ist unverlarvt.
Der Narrenvater steht dem Narrenrat vor. Auch in Singen war der Narrenvater früher der Vorstand der Zunft. Die Wahl des Narrenvaters läuft nach einem ganz besonderen Brauch. Die Kandidaten stecken in zugebundenen Säcken. Die Narrenräte schlagen auf den Sack, in dem sie ihren Kandidaten wähnen. Der Kandidat, der die meisten Schläge erhält, wird neuer Narrenvater. Für Recht und Ordnung sorgt in Donaueschingen sogar ein Oberpolizei.
Berühmt ist der vom Hofkomponisten Johann Wenzel Kalliwoda geschaffene Narrenmarsch „Hans blieb do“. Für ein Fasnachtsspiel mit dem klangvollen Namen „Bilibambuffs Hochzeitsreise zum Orkus und Olymp“ soll er die Melodie für ein Orchester komponiert haben. Sofort wurde es zum Donaueschinger Narrenmarsch und zum Marsch weiterer Narrenorte und Vereinigungen.
Es überrascht nicht, dass die Narrenzunft Frohsinn 1924 bei der Gründung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte dabei war.



Althistorische Narrenzunft Offenburg

Die Geschichte der Offenburger Fasnacht lässt sich bis 1483 zurückverfolgen. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es organisierte Strukturen, so dass sich 1827 eine „Narrencommission“ in „Narrenverein“ umbenannte. 1844 wurde ein Narrenstaat am Kinzigstrand ausgerufen, aus dem sich die Althistorische Narrenzunft entwickelte. Zum Narrenstaat gehörte schon die Ranzengarde. Die Ranzengarde steckt heute in Uniformen der Offenburger Bürgerwehr von 1850.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lassen sich erstmalig die Spättlehansele nachweisen. Spättle nennt man im Schwarzwald die Blätzle. Üblicherweise werden dazu im Schwarzwald Holzmasken mit freundlichem Ausdruck getragen, in Offenburg früher auch Drahtgazemasken. Mit ihren Rätschen erzeugen die Spättlehansele mächtig Lärm.
1843 wird erstmals das Narrenelternpaar erwähnt, das man hier Andrees und Veef nennt. Am Schmutzige Dunschdig tragen die beiden das Fasentkind während der Fasentdaifi. Danach geht es durch die Ämter Offenburgs zur Registrierung des Fasentkindes. Unterstützt werden sie nun von den Alden. Die Alden sind Frauen, die während der Fasent, wie die Fastnacht in Offenburg heißt, schnurrend durch die Lokale ziehen.
Einen hohen Stellenwert hat bei den „ Althistorischen“ die Redoute, die seit über 100 Jahren schon stattfindet und zwar am Sonntag vor dem Schmutzige Dunschdig. Die Redoute entspricht dem Narrenspiegel in Singen. Im Narrenkeller der Zunft werden mit den sogenannten Kellerabenden über die Fasent vier weitere Abende mit Programm auf die Beine gestellt. Die Themen dazu werden teilweise erst beim oben beschriebenen Rundgang von Andres und Veef am Schmutzige Dunschdig eingesammelt.
Ruhe und Ordnung bringen der Nachtwächter und der Bott. Gerade im Schwarzwald tauchen Nachtwächter in einigen alten Narrenorten auf. Zum althistorischen Bestand an Narrenfiguren gehören die Dominos, die möglicherweise vom Venezianischen Karneval her in die schwäbisch-alemannische Fasnacht Eingang gefunden haben. Fahnenschwinger und Fanfarenzug runden das Bild ab. 1924 gehörte man zu den Gründern der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Offenburg ist bis heute die einzige Stadt, die mit zwei Zünften in der Vereinigung vertreten ist: auch die Offenburger Hexenzunft gehört dazu.



Narrenzunft Haslach im Kinzigtal

Auch die Narrenzunft Haslach im Kinzigtal feiert dieses Jahr 150. Geburtstag. Sie war ebenfalls Gründungszunft der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Von großer Bedeutung sind in Haslach die Fastnachstspiele, die 1839 erstmalig erwähnt werden. 1876 wurde das Stück „Weibertreu von Weinsberg“ aufgeführt. Aus diesem Stück ist spätestens die Ranzengarde mit ihren lustigen Fässlemännern hervorgegangen. Die Fässlemänner tragen eine Rüstung in Form eines Holzfasses, aus dem man durch einen Zapfen Wein ablassen kann. Die Kopfbedeckung ist einer langer, spitz zulaufender Hut. Sie führen eine Lanze mit sich.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts sollen schon Hansele durch Haslach gesprungen sein. Heute kennt Haslach zwei Hanselegestalten, den Haselnarro in einem Spättlehäs mit grünen, gelben und braunen Filzspättle, sowie das Schellenhansele mit einer mit Spiegeln besetzten Kappe und einem mit bunten Ecken bedrucktem Häs. Beide Hansele tragen Holzmasken.
Wie in Radolfzell werden auch in Haslach seit Alters her Klepperlekönigund -königin ermittelt. Sie kommen aus dem Kreis der Klepperlebuebe und beherrschen das Klepperle am besten. Am Schmutzige Dunschdig ziehen die Klepperlebueben durch Haslach unter dem Ruf: „Mir sueche an der Fasent! Wo sinn ihr au, ihr Lütt.“ Kinder von Haslach bilden die Klepperlegarde.
Auf den Brauch des Peterletages geht der Große Storch zurück, der einen Tross von Kindern mit sich zieht. Haslach kennt auch einen Gullerreiter, einen Hahnenreiter, also eine Figur, wie sie schon aus mittelalterlichen Darstellungen bekannt ist. Weiter gibt es noch das Riesenköpfige Ehepaar. Riesen und Zwerge - einen solchen gab es hier auch schon einmal - sind eine altes Fasnetsthema. Eine Närrische Miliz lässt es kräftig krachen, während der Narrenbüttel für „Ordnung“ sorgen soll.
Auch Haslach kennt den Brauch der Fasnachtstaufe. Hier heißt sie Narrotaufe und findet am Samstag nach Dreikönig statt. Dabei wird die Hebamme vom Nachtwächter aufgefordert das Närrli mit einer Zange aus dem Brunnen zu fischen. Das Närrli wird seinem Gettle übergeben und mit dem Narrenmarsch begrüßt. Hansele und Hemdglonker springen um den Brunnen. Anschließen zieht die Festgesellschaft zur Fasenteröffnung und zur Feier der närrischen Geburt in einen Saal. Auch das Schnurren in den Gaststätten wird in Haslach noch sehr stark praktiziert.1543 und 1607 wurde in zwei Kinzigtäler Landesverordnungen als heidnische Unsinnigkeit verboten und abgestellt. Zur Erinnerung an dieses Verbot wird vom Jörg Gebele von Waldstein, dessen Vorbild im Dienst der Fürstenberger Herrschaft stand, die Landesverordnung bei der Fasenteröffnung entsprechend verlesen. Der Erfolg dieses Abstellens blieb in Haslach und auch sonst im Kinzigtal aus.



Narrenzunft Schramberg

Auch die Schramberger Narren waren bei der Gründung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte dabei. Hinweise auf eine Fasnet in Schramberg stammen aus der Zeit um 1500. Im Jahre 1699 muss es beim Tanz übel zugegangen sein. Auf Hungerjahre der 1850er geht der Brauch des Brezelsegens zurück. Die Hansel werfen dabei Brezele in rauen Mengen unters närrische Volk. Wie ähnliche Narren von der Baar trägt der Hansel ein bemaltes weißes Leinenhäs. Als Motive werden u.a. Hase und Fuchs, Löwe und Bär, Hans mit Narrenwurst und Gretel mit Strählkamm verwendet. Die glatte Holzschemme trägt einen eleganten Spitzbart. Eine ähnliche Figur ist der Narro, dessen Häs mit heimatlichen Motiven bemalt ist. Auffallend ist bei ihm, dass eine Uhr auf den Hosenboden gemalt ist. Dieses Motiv wird von Fasnachtsforschern gerne als Symbol des Memento mori (denke, dass du sterblich bist) interpretiert, zumal die Uhr regelmäßig kurz vor 12.00 Uhr zeigt. Der Narro trägt eine glatte Holzmaske mit Hörnern, auf die er seine Mitmenschen nehmen will.
Mit wenigen Blätzle besetzt ist das des Brüele. Über seine Holzmaske kullern große Tränen. Auf dem Rücken „sitzt“ die Hoorig Katz. Die Hoorig Katz ist auch das Wappentier der Zunft. Das alte Narrensprüchle „ Hoorig isch diä Katz“ wurde zum Narrenmarsch vertont.
Aus einer Bierlaune heraus ist in das Da Bach Na Fahren entstanden. Die Initiatoren störten sich daran, dass am Fasnachtsmontag in Schramberg fleißig gearbeitet wurde. Sie beschlossen in Waschzubern die Schiltach hinunter zu fahren. Seither bleiben die Fabriktore Schrambergs zu diesem Brauch geschlossen. Heute setzen sich Dutzende Gruppen in nach einem Motto verkleidete und ausgebaute Zuber und nehmen den wahrscheinlichen Sturz ins kalte Wasser in Kauf. Geleitet wird der Brauch von den Bach-Na-Fahrern, in blauen,weiß gestreiften Kutten und schwarzen Hosen sowie Schaftstiefeln stecken. Der Zuber gehört zur Verkleidung. Ihre Holzmasken zeigen ein kräftig lachendes Antlitz. Ihre Züge erinnern an einen der Erfinder des Brauches.
Als Narrenpolizist erscheint der Endivie-Butz mit Holzmaske und alter Uniform. Vor dem Umzug springt der Kehraus mit seinem großen Besen.
Von besonderer Originalität sind in Schramberg die Katzenmusikkapellen, die mit selbst gebauten Instrumenten aufwarten, wobei man sich gelegentlich wundern kann, dass diese bespielbar sind. Alte Weiber ziehen strählend während der Freinächte der Schramberger Fasnet durch die Lokale.



Dorauszunft Bad Saulgau

Ein sehr verhexte Fasnet feiert Bad Saulgau. Ein Steindruck von 1859 zeige bereits einen Maskenzug mit Hexen. Heute treten in Bad Saulgau Hunderte Hexen oder Riedhutzeln auf. Die Holzmaske zeigt ein faltiges, böse grinsendes Altweibergesicht. Die Hexen führen knorrige Besen mit oder sorgen mit großen Rätschinstrumenten für einen Heidenlärm.
Jünger als die Hexen sind die elegante Pelzteufel. Auch sie vermummen sich mit Holzmasken. Als Häs tragen sie schwarze Hosen, weiße Hemden und rote Westen. Darüber liegt ein mit Fuchspelzen bestückter Umhang. Eine teufelsartige Gestalt ist allerdings auch schon auf dem eingangs erwähnten Steindruck von 1859 zu entdecken.
Die schwarze Pest erreichte 1349 auch Saulgau. In dieser Zeit ist der Brauch des Dorausschreiens entstanden. Für die Kranken wurde mit bodenlosen Körben gesammelt. Die Gaben fielen durch und konnten eingesammelt werden. Es handelt sich um einen Heischebrauch. Bei derartigen Bräuchen ist eine Verkleidung und Ritualisierung offensichtlich notwendig, um aus einer Bettelei ein Recht zu machen. Die Dorausschreier tragen heute noch lange Stecken mit bodenlosen Körben mit sich. Das Häs besteht aus einer rohleinenen, ausgefransten Hose und einem Kittel, darüber ein ärmelloses mit Motiven der Stadt bemaltes Hemd. Das Gesicht wird mit einer Holzmaske verdeckt. Aus deren Mund hängen Speisen wie Fisch, Wurst oder Sauschwänzle. Aus dem Brauch des Dorausschreiens stammt auch der alte Bad Saulgauer Narrenruf „Doraus, Detnaus, bei dr alte Linda naus“.
Das Blumennärrle mit seiner fröhlichen Holzmaske hat mit ca. 200 Rosetten besetztes Häs. In jeder Rosette hängt noch ein Glöckle. Mit einem alten Federstaubwedel werden die Zuschauer geneckt.
Das Spitzmäule mit seiner entsprechenden Holzmaske steckt in einem bunten, längs gestreiften häs. Der Zennamacher steckt in einem ebenfalls bunten Häs, das mit Saulgauer Szenen bemalt ist. Eine Zenna ist eine Grimasse. Natürlich hat Saulgau auch Zunfträte und einen Büttel.
Vor wenigen Jahren wurde ein ganz besonderes Paar wieder in die Fastnacht eingeführt, nämlich der Adam und der Nachtwächter. Sie gehen ebenfalls auf einen alten Heischebrauch zurück. Der Adam ist in Fell gehüllt und führt einen Baum mit, an dem Äpfel hängen, die verteilt werden. Es ist nichts anderes als die Darstellung des Baumes der Erkenntnis. Adam wurde bei einem speziellen Umzug durch Saulgau geführt und einen Spruch über Adam und seine sieben Söhne aufgesagt. Durch Adam und Eva ist nach mittelalterlicher Vorstellung die Narrheit auf die Welt gekommen. Die sieben Söhne des Adam stehen für die sieben Untugenden des Narren. Nachtwächter sind in einigen alten Fasnachten Begleiter der Narren. Die Fasnachtsforschung hat sich mit ihnen noch wenig befasst. Die Dorauszunft ist Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.



Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten

Der Brauch des Rathaustanzes soll nach der Überlieferung in Altdorf, so hieß Weingarten früher, bis ins Jahr 1348 zurückgehen. Definitiv belegt ist er ab 1786. Viele Fasnachtsnachweise wie ein weiterer aus dem Jahr 1525 bezeugen das Alter der hiesigen Fasnacht. 1850 kommt es zu einer ersten Abbildung eines Plätzlers, der auch 1868 erwähnt wird. Heute gibt es diesen Blätzlenarren in verschiedener Ausführung. Da läuft noch der Urbletzler mit Blätzle aus gedeckten Stoffen und mit Drahtgazemaske. Der Rote Plätzler hat ein Häs ganz aus roten Blätzle und trägt nach alter Überlieferung einen Schirm Der Weiße Plätzler hat entsprechend weiße Blätzle.Auch er trägt außer der Narrenwurst noch einen Schirm. Der Rot-Weiße Plätzler schnellt mit einer Karbatsche. Verlarvt sind sie alle mit einer Holzmaske. Der rot-weiße Plätzlersamen aber hat eine Maske aus Pappe und Leinen.
Schon 1836 sind die Rössle nachgewiesen. Der Brauch, sich Pferdeattrappen umzuhängen, ist mittelalterlich. Auch die Rössle gibt es in verschiedener Ausführung als Generalrössle, Rotes Rössle und Rot-Weißes Rössle. Das Generalrössle tritt als Dreiergrupe auf. Die Reiter stecken in französischen Generalsuniformen. Auch das Gewand der Treibers stammt aus napoleonischen Zeiten. Es werden hölzerne Halbmasken getragen. Das Rote Rössle, auch Schimmel genannt, wird von einem Roten Plätzler geritten. Auch es hat zwei Treiber. Hierzu werden teils Holzmasken, teils Drahtgazemasken getragen. Die Rössle zogen auch auf die Dörfer um Weingarten hinaus, um die Fasnet zu verkünden. Derartige Gestalten finden sich auch in alten Kirchenmalereien, weshalb sie auch religiös interpretiert, nämlich als Symbol von Eitelkeit und Hoffährtigkeit.
Die Altdorfer Bürgerinnen erinnern daran, dass Frauen früher das Maskentragen auf der Straße untersagt war. Sie sind unverlarvt und tragen oberschwäbische Biedermeiertracht.
Die neuere Gestalt des Lauratalgeistes geht auf eine Sage zurück. Der Schlösslenarr animiert die Kinder zum Sprüchleaufsagen und wirft Brezele aus. Er erinnert an die Zugehörigkeit Weingartens zu Vorderösterreich bis in die napoleonische Zeit hinein. Die vorderösterreichische Herrschaft war durchaus ein Garant für den Erhalt der Fastnacht.
Das Waldweible trägt eine Holzmaske und ein bäuerliches Häs. Tannzapfen dienen als Ohrringe. Männliches Pendant ist der Wurzelsepp. Er trägt eine stilisierte Tracht. Auf seinem Kopf sitzt ein großer Strohhut, der mit Fohrenzapflen besetzt ist. Im Mund seiner bärtigen Holzmaske steckt ein Pfeifle.
Für Ordnung sorgt der Büttel. Der Narrenrat erscheint in den Stadtfarben weiß und rot und trägt eine mittelalterliche, eselsohrige Narrenkappe. Auch die Plätzlerzunft ist schon lange Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.



Urzelnzunft Sachsenheim

Die Flucht vieler Siebenbürger Sachsen nach Sachsenheim führte dazu, dass die Fasnacht im reformierten Sachsenheim einen starken Aufschwung nahm. Aus Agneteln in Rumänien wurde die uralte Tradition mitgebracht. Einigen Heimatvertiebenen von dort waren die Häser so wichtig, dass sie sie mit ihren wenigen Habseligkeiten mit nach Deutschland brachten. Am sog. Urzeltag besuchen die Urzeln alle Stadtteile. Die Urzeln tragen ein schwarzes Blätzlehäs und tragen fellumrandete Drahtgazemasken. Verblüffend sind die Parallelen zu Häsern in unserem Raum. So ähneln die Urzeln den Blätzlehansele im Hegau und Linzgau. Allerdings tragen sie zwei große Schellen über dem Allerwertesten. Mit Karbatschen werden kleine Kunststücke vorgeführt. Drahtgazemasken wie bei der Urzel werden in Singen ebenfalls noch eingesetzt beim Schellenhansele. Eine weitere Gemeinsamkeit zur Singemer Fasnet sind der Fellbär und sein Bärentreiber. Weitere Figuren der Urzelnzunft sind das Schneiderrössle und das Mummerl. Das Mummerl treibt das Schneiderrössle mit einer Peitsche an. Reiter des Rössle und Mummerl tragen Stofflarven. Die Küfer führen eine Übung mit Ringen, in denen Weingläser stehen, auf. Im alten Agneteln waren elf Handwerkszünfte für die Ausrichtung der Fastnacht zuständig, insbesondere die Küfer, Schneider, Kürschner. Ihr Mummenschanz ist für 1689 schon belegt.
Die Urzelnzunft ist die nördlichste Zunft der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Sie hat der Sachsenheimer Fasnacht die entscheidende Prägung gegeben.

Butzenzunft Hirrlingen 1962 e.V.

Die Butzenzunft aus Hirrlingen ist ein Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte.
Der Ausdruck Butz ist eine alte Bezeichnung für einen Narren. Heute ist er noch in der Schweiz und im Raum des ehemaligen Hohenzollern üblich. Der Hirrlinger Butz trägt wie einige alte Narren in Hohenzollern einem schwarzen Rock um die Hüfte und einen rot-schwarz karierten über die linke Schulter. An den Füßen werden schwarze Schaftstiefel getragen. Der Butz hat eine bärtige Holzmaske. Die Maskentradition reicht hier mindestens zweihundert Jahre weit zurück. An der Stirn tragen diese Masken einen gezackten Lederstreifen, unter dem ein Tannzweig steckt. In unserem Sprachraum sind solche Masken sonst nicht üblich. Dies gab zu Spekulationen Anlass, die zu einer Herkunft aus dem Friaul gipfelten. Denkbar wäre auch, dass die schon im frühen 19. Jahrhundert anzutreffenden Butzen weiter zurück mit noch mehr Tannenzweigen ausgestattet waren. Die Butze schwingen Klopfpeitschen und erschrecken die Leute auf der Straße, indem sie auf sie zu springen.
Ebenfalls schon im 19.Jahrhundert belegt ist die Butzezuttel , eine Variante des Butzen. Sie trägt eine Holzlarve mit weiblichem Ausdruck, aber ebenfalls mit Lederstreifen und Tannenzweig. Sie hat einen Schellenstab in der Hand, mit dem sie die Zuschauer necken kann.
1950 kamen die Schlosshexen in die Hirrlinger Fasnet. Auch sie tragen beeindruckende Holzmasken.
Die Butzenzunft hat einen eigenen Fanfarenzug, der noch mit Naturfanfaren ohne Ventile auftritt.
Der Brauch als Zigeuner heischen zu gehen ist auch in Hirrlingen üblich. Ab Lichtmess ist jeden Montag, Dienstag und Donnerstag das sog. Butzespringen erlaubt. Butzen ziehen dann durch die Straßen und Gasthäuser. Auch die Kinder sind schon närrisch unterwegs.
Bis vor wenigen Jahren wurde auch in Hirrlingen der Strohbär durchs Dorf getrieben. Zuständig waren die Entlassschüler, die ihn zum Heischen mitführten. Leider gibt es derzeit keinen Strohbär in Hirrlingen mehr.
Schon am Sonntag vor Fasnet findet der große Zunftumzug statt. Am Tag zuvor geht schon der Zunftball über die Bühne. Am Fasnetzieschdig wird die Fleckafasnet gefeiert. Zu den Höhepunkten gehört dann der Kinderumzug mit Narrensamenfütterung. Am Abend wird die Fasnet verbrannt.
Auch wenn die Butzenzunft erst 1962 gegründet wurde, kann sie auf eine Jahrhunderte alte Fasnachtstradition in Hirrlingen zurückblicken. Die Butzenzunft gehört ebenfalls der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte an.



Narrenzunft Tiengen 1503

Kaiser Maximilian I. verlieh 1503 den Tiengener Handwerkszünften das Recht an Fasnacht die Obrigkeit zu verunglimpfen.1602 wurde das Recht erneuert. Ein barockes Narrenbrett aus dem Jahr 1706 oder 1766 weist auf diese Rechte hin. Darauf befindet sich auch ein Hinweis auf ein Narrengericht, das es noch heute gibt. Dem Gericht untersteht noch eine Gruppe Henker, die die Urteile zu vollstrecken hat. Die Henker sind in einem vollständig roten Häs unterwegs. Rote Kapuzen dienen als Masken.
Auf dem Narrenbrett war auch ein weißer Narr zu finden, den man um 1980 als Katzenrölli wieder ins Leben rief. Dieser Narr ist der einzige aus den alten Zünften am Hochrhein, der Glocken trägt. Der Katzenrölli mit seiner lächelnden Holzmaske führt am Schmutzige Dunschdig des Morgens die Katzemusik an.
Auch die Narrenrichter mit ihren spitzen Hüten sind nach einer Darstellung auf diesem alten Narrenbrett in ständische Kleidung der Renaissance gekleidet.
Schon 1810 ist erwähnt, dass Blätzlehansele in Tiengen unterwegs waren. Wie auch die Hansele im Hegau trägt er ein Blätzlehäs und Stofflarve. Einige Hansele kommen auf Stelzen daher. Suubloddere und Streckscheren sind sein typisches Handwerkszeug. Die Hansele werden auch Surianer genannt.
Den Brauch des Schnurrens pflegen zuvorderst die Schnurrewieber in vornehmer alter Damenbekleidung. Sie tragen eine Leinenmaske. Bei ihren Rundgängen durch die Tiengener Lokale halten sie besonders den Männern ihre Schandtaten vor.
Musikalisch begleitet werden die Tiengener Narren von ihrem Spielmannszug.
Eine Tradition nicht nur der Tiengener Fastnacht ist das Narrenbuch, das hier aber seit 1843 in besonders schöner Form gestaltet wird. Jede Seite ist ein kleines Kunstwerk und gleichzeitig Zeitdokument für sich. Lückenlos sind alle Mitglieder der Narrenzunft seit 1810 in diesem Buch verewigt.
Am Sonntag vor der Fasnet wird diese ausgerufen. Am Schmutzige Dunschdig wird auch in Tiengen ein Narrenbaum gesetzt. Am Abend des Fasnachtsdienstag wird die Fasnacht verbrannt.
Die Narrenzunft Tiengen gehört schon seit Jahrzehnten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte an.



Narrenzunft Buronia Beuren an der Aach

Die Narren aus dem Singemer Ortsteil Beuren gründeten 1971 ihr Narrenzunft mit dem Namen Buronia, der latinisierten Form des Ortsnamens. Maskengestalten sind die Groppenstecher und die Muckenschöpfer. Beide Figuren werden mit Holzmasken verlarvt. Die Groppenstechermaske wurde vom Eigeltinger Holzschnitzer Florian Schlosser geschaffen. Da im Hegau vor dem 2. Weltkrieg Holzmasken nur in Singen, dort nur in sehr geringen Umfang, getragen wurden, war Florian Schlosser der prägende Schnitzer der Region. Es war ihm gelungen einen Typus für die Hegauer Maskenlandschaft zu prägen.
Der Groppenstecher erinnern an die frühere Sitte nach Groppen, einem kleinen dicklichen Fisch, zu stechen. Sie haben deshalb einen langen Holzstock zum Groppenstechen dabei.
Die Muckenschöpfer gehen auf eine Sage zurück, die auch zum gleichnamigen Ortsnecknamen führte. Die Beurener sollen einmal gewaltige Mückenschwärme für Bienenvölker gehalten haben. Mit allerhand Schöpfwerkeug sollen sie versucht haben, die Schwärme einzufangen. Der Muckeschöpfer von heute trägt mit bunten Filzblätzle besetzte Kniehosen. Darüber hat er eine helle Kutte, der Ärmel ebenfalls mit bunten Blätzle besetzt sind. Zum Schöpfen hat er einen Käscher dabei.
Narrevadder und Narremodder dürfen auch in Beuren nicht fehlen. Auch ein Narrenpolizist ist für eine Hegauer Fasnet fast unverzichtbar.
Am Fasnetmändig wird in Beuren noch das sogenannte. Zigeunern betrieben. Bei diesem überlieferten Brauch ziehen die Narren als Zigeuner durchs Dorf um Brot, Speck, Eier und Getränke zu erheischen, die dann am Abend beim Zigeunerball verzehrt werden.



Chrüzerbrötlizunft Überlingen am Ried

1958 wurde im heutigen Singener Ortsteil Überlingen die Chrüzerbrötlizunft gegründet. Chrüzerbrötlibäcker und Chrüzerbrötliwieber sind die Narrengestalten, die an ein Bäckerehepaar aus Überlingen a.R.erinnern sollen. Das Bäckerehepaar, das in Überlingen Ende des 19. Jahrhunderts lebte, war immer zu Späßen aufgelegt. Bekannt war es für seine Chrüzerbrötli, kleine Weckle, die nur einen Kreuzer kosteten. Der Chrüzerbrötlibäcker trägt eine typische Bäckerhose und eine helle Kutte. Seine originelle Holzmaske hat Chrüzerbrötlibacken und eine wie ein Gipfele gedrehte Nase.
Als weitere Gruppenfigur kam später noch der Riedgeist mit einer Holzmaske mit grotesk geisterhaften Gesichtszügen hinzu. Auch in Überlingen am Ried sind Holzer für das Setzen des Narrenbaumes am Schmutzige Dunschdig zuständig. Sie tragen bordeaurote Kutten und werden von den Jungholzern unterstützt. Wie auch sonst im Hegau sind Narreneltern und Narrenpolizist unverzichtbar. Eine Garde gehört ebenfalls zur Chrüzerbrötlizunft.



Hexen und Katzenclique Überlingen am Ried

Vor einigen Jahren schon taten sich einige Überlinger zu dieser neuen Gruppe zusammen. Die Männer gehen als Hexen mit klassischer Ausstattung. Die Frauen verkleiden sich als Katzen. Das Häs der Katzen ist aus einem engen mit Fellstücken besetzten Turnanzug. Das Gesicht wird zum Katzengesicht im Stil des Musicals „Cats“ geschminkt.



Narrenverein Kä-Stock Friedingen

Im Jahre 1936 wurde der Friedinger Narrenverein Kä-Stock gegründet. Kästock kann man als Kienstock übersetzen. Es ist ein Wurzelstock, aus dem noch Kienspäne zum Feueranzünden geschnitten werden können. Entsprechend gibt es in Friedingen heute zur Fasnet Kienspanwieble in bäuerlicher Tracht. Unverlarvte Frauenfiguren sind für Hegauer Fasnachten durchaus typisch.
Als Einzelfiguren treten in Anlehnung ans Friedinger Schlössle noch der Burggraf Heinrich und seine Gemahlin Adelheid auf. Sie stehen auch in Zusammenhang an eine Begebenheit im Jahr 1348. Der Burggraf soll damals den Befehl gegeben haben, die laut quakenden Frösche im Egelsee zur Ruhe zu bringen. Damals war der Reichenauer Abt bei ihm zu Besuch und konnte keinen Schlaf finden. Mit Dreschflegeln wurde eifrig auf das Wasser eingedroschen, um das Quaken der Frösche abzustellen. So lag es nahe, Wasserdrescher in die Fasnet einzuführen.
Um 1960 wurden die Burghexen ins fasnächtliche Leben gerufen. Damals waren Hexen im Hegau noch eine sehr seltene Erscheinung. Hexenpyramiden und Hexenstempelungen sind ihre Vorlieben.
Wie im Hegau üblich sorgt auch in Friedingen ein Narrenpolizist für Ordnung.



Narrenverein Schlatter Breame Schlatt unter Krähen

Unter dem Heimatberg des Poppele liegt der Singemer Ortsteil Schlatt u. Kr., in dem schon für das Jahr 1860 närrische Aktivität belegt ist. 1950 wurde die Narrenzunft gegründet. Zentrale Narrenfiguren sind seit 1979 die Breame. Breame sind eine besonders unangenehme Stechfliegenart. Angeblich soll Schlatt zumindest in der Vergangenheit die größte Breamepopulation gehabt haben. Die närrischen Breame haben ein braunes, tailliertes Häs. Ihre Holzmasken haben große Augen, die mit Drahtgaze bedeckt sind. Am Häs befinden sich sogar noch Flügel. In der Hand halten die Schlatter Breame hölzerne Stachel, um die Zuschauer am Straßenrand zu stechen.
1965 entstanden die Brückle-Hexen, die damals noch Masken aus Pappmache trugen, heute aber Holzmasken tragen. Zu ihren Bräuchen gehört das Brauen des Hexenbrunzes und der Hexentanz. Für die, den Ausdruck nicht kennen, sei erklärt, dass es sich bei Brunz um Urin handelt. Zur allgemeinen Beruhigung kann aber ausgeschlossen werden, dass es sich beim Hexenbrunz wirklich um solchen handelt. Er soll trinkbar sein. Der Autor hat jedoch noch nicht davon gekostet.Am Schmutzige Dunschdig wird auch hier von den Holzern der Narrebomm gesetzt.
Narreneltern und Narrenpolizist, im Hegau Narrebolizei genannt, sind auch in Schlatt unter Krähen unverzichtbar. Wie fast alle Singener Ortsteilszünfte haben sich auch die Breame der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee angeschlossen.



Trubehüeterzunft Bohlingen

Wenn in einem Singemer Narrenlied gesungen wird: „...es moss, wer denn it hoorig schreit, en Trubehüeter sei“, so wird nicht auf den Ortsteil Bohlingen angespielt. Der Trubehüeter ist die Fasnetgestalt der Bohlinger Fasnet seit Gründung der Zunft 1959. Sein Häs besteht aus grüner Kutte und schwarzer Kniebundhose, eine hegautypische Kombination. Seit 1962 hat er auch eine Holzmaske. Eine weitere an den Weinbau in Bohlingen erinnernde Figur sind die Wimmlerinnen, närrische Verwandtschaft der Rebwieber. Wimmeln ist ein anderer Ausdruck für die Lese des Weines.
Holzhauer stellen in Bohlingen den Narrebomm am Schmutzige Dunschdig. Auch hier ist das Vermessen des Narrenloches eine wichtige Aufgabe. Im Hegau ist eine Fasnet ohne Narrenbaum undenkbar.
Narreneltern und ein Narrenpolizist kommen auch in Bohlingen ihren Aufgaben nach. Die Einzelfigur des Pollo stellt den sagenhaften Gründer des Dorfes dar.
Für 1868 ist bereits eine Narrengesellschaft in Bohlingen belegt. In den 1860ern ging eine Gründungswelle durch den Hegau, die dann aber wieder verebbte. Die wenigsten Vereine konnten sich dauerhaft halten. Die zweite große Gründungswelle nach 1950 war da wesentlich beständiger.



Reblauszunft Hausen an der Aach

Aus Singen kleinsten Ortsteil kommt mit der Reblauszunft auch der jüngste Narrenverein in Singen.
2004 kam es zur Gründung. In den 1980ern gab es schon einmal einen Narrenverein, der sich Forellenräuber nannte. Das stattliche Wachstum der Reblauszunft zeigt, dass es dieses Mal mit einer dauerhaften Einrichtung zugehen wird.
Die Reblaus hat ein Häs, das aus grüner Kutte, Hose und brauner Maskenhaube besteht. Dazu hat die Reblaus eine Holzmaske vor dem Gesicht. Kinder gehen unverlarvt. In Singen und um Singen herum hat der Weinbau doch einige Spuren in der Fasnet hinterlassen.
Am Schmutzige Dunschdig wird selbstverständlich auch in Hausen an der Aach der Narrenbaum gesetzt. Dafür zeigen sich die Zimmerer in passender Berufsbekleidung zuständig.



Narrenverein Neuböhringer Singen 1905

In der Gegend der Singemer Oststadt entstand aus einem Stammtisch im damaligen Gasthaus Eisenbahn der Narrenverein der Neuböhringer. Anlass war ein närrischer Protest, da man sich in den dort neu entstandenen Vierteln der Stadt von der Verwaltung benachteiligt fühlte. Man gründete eine Narrengemeinde, die folgerichtig einen Bürgermeister bzw. derzeit eine Bürgermeisterin als Vorstand hat. 1955 begann man eine eigene Gruppe Hansele aufzubauen, wobei es durchaus üblich war, dass die Neuböhringer Hansele bei Umzügen in Singen in den ersten Jahren auch bei den Singemer Hansele der Poppele-Zunft trotz unterschiedlichem Äußerem mitsprangen. Das Neuböhringer Hansele hat ein Häs, das mit Filzblätzle besetzt ist. Die Maskenhaube ist aus schwarzem Samt. Natürlich setzt auch das Neuböhringer Hansele Suubloodere ein, ein typisches Hegauer Hansele eben.
1979 wurde das Wappentier der Neuböhringer, die Katze, zur Narrengestalt. Die Katze hat eine Jacke sowie Kniebundhosen an, die mit schwarzen und weißen Blätzle besetzt sind. Vor dem Gesicht wird eine Holzmaske mit Katzengesicht getragen.
In Hofnarrengestalten sind die Bajazzos unterwegs. Die Bürgergesellen kommen in den Farben der Neuböhringer (gelb,grün und schwarz).
In alter Polizeiuniform steckt der Narrebolizei. Die Neuböhringer haben sich der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee angeschlossen.



Hohentwiel-Burgteufel Singen

Vor wenigen Jahren wurden die Hohentwiel- Burgteufel ins Leben gerufen. Zu der Gruppe gehört eine Guggemusik und die Hohentwiel-Burgteufel. Sowohl die Gugger als auch die Hohentwiel-Burgteufel stecken in einet schwarz-roten Teufelshäs. Die rote Holzmaske zeigt ein wildes Teufelsgesicht. Seit ihrer Gründung in den 1990ern dürfen die teuflischen Gesellen an keinem Umzug in Singen fehlen.



Narrengemeinde Blumenzupfer Singen-Süd

Auch in der Singemer Südstadt wurde 1957 eine Narrengemeinde gegründet. Das Ursprungsgebiet war die sogenannte Gartenstadt. Auch hier steht ein Bürgermeister dem Elferrat vor. Der Elferrat trägt braune Kutten. Für Ordnung sorgen der Große und der Kleine Narrenpolizist. Den Blumenwieble steht eine Blumenwieble-Mutter vor. Als Maskenfiguren haben die Blumenzupfer ungewöhnliche Narrengestalten. Da gibt es seit 1966 die Sonnenblumen und seit 1978 die Vergissmeinnicht und die Stiefmütterchen mit entsprechenden Holzmasken, die Blüten zeigen. 1982 kamen dann noch die Blumenzupfer mit einer freundlich lächelnden Holzmaske dazu. Zwar zeigen sie ein menschliches Gesicht, haben aber ebenfalls einen Blütenring als Umrandung. Der Blumenzupfer trägt braune Kutte, Kniebundhosen und Strümpfe.
Die Blumenzupfer gehören der in den 1950ern gegründeten Vereinigten Singener Narrengesellschaften, kurz „Versina“, an.



Fanfarenzug Blau-Weiß Singen

Die Gründung des Fanfarenzuges Blau-Weiß vollzog sich irgendwann in den Jahren 1962-64. Genau lässt sich das nicht mehr feststellen. Gesichert ist, dass er jedenfalls 1966 erstmals öffentlich erwähnt wurde.
Auch wenn die Fasnet nicht das primäre Vereinsziel ist, so ist der Fanfarenzug Blau-Weiß ein fester Bestandteil der Singemer Fasnet. Er nimmt nicht nur an den Umzügen teil, sondern auch beim Befreien der Schüler am Schmutzige Dunschdig.
Folgerichtig ist er nicht nur Mitglied im Verband für das Spielmannswesen in Baden-Württemberg e.V., sondern auch bei der VERSINA.



Narrengemeinde Alt-Neuböhringen Singen

1928 konstituierten sich in der Gaststätte Zum Kühlen Krug die Alt-Neuböhringer. Man hatte sich von den Neuböhringern abgetrennt. Auch bei den Alt-Neuböhringer finden wir wieder den Begriff der Narrengemeinde, ein Singemer Spezifikum übrigens.
Seit 1956 gibt es bei den Alt-Neuböhringern die Turbewieble, die mit ihrem Namen an die sumpfige Beschaffenheit des Seewadels in der Singemer Südstadt erinnert. Das Turbewieble trägt ein hellbraunes Kleid mit Jacke, dazu Schürze und ein Kopftuch, das mit Blumen, Kanonenputzern, Schmetterlingen und Libellen bestickt ist.
1981 kam dann noch der Seewadel-Turbengeist mit einer Holzmaske und seinem braunem bestickten Häs dazu.
Auch die Alt-Neuböhringer sind Mitglied bei der VERSINA.



Narrengemeinde Tiroler Eck Singen

Eine weitere Narrengemeinde ist das Tiroler Eck, die ihren Ursprung im Viertel am Fuße des Hohentwieles um das Gasthaus Widerhold hat. In den 1880ern lebte in diesem Viertel ein lustiger Zimmermann aus Tirol mit Namen Anton Fritz. Schon bald bekam das Viertel den Übernamen Tiroler Eck.
1946 wurde im Gasthaus Widerhold diese Narrengemeinde trotz Elend und Not jener Zeit ins Leben gerufen, quasi als Hoffnungsschimmer für bessere Zeiten. Die französische Kommandatur duldete diese Gründung, was nicht selbstverständlich war.
Aus dem Tiroler Eck sind einige unterhaltsame Originale in der Nachfolge des Anton Fritz hervorgegangen, so der unvergessene Günter Litz (Güli). Geschätzt sind die kabarettistischen Programme des Tiroler Ecks.
Auch das Tiroler Eck hat einen Bürgermeister. Der Tiroler Fritz in entsprechender Tiroler Tracht erinnert an den Anton Fritz.
Seit einigen Jahren verfügt das Tiroler Eck über eine Maskengruppe, die Hontesscharrer. Sie tragen ein Häs, das an die Mineure der kaiserlichen Truppen erinnert, die im Dreißigjährigen Krieg den Hohentwiel (in Singen kurz auch Hontes genannt) belagerten. Erfolglos versuchte man die Festung zu untergraben.



Narrengemeinde Grabenhupfer Singen-Nord

In den 1920ern entstand in der Singener Nordstadt im Bereich der Straße Am Graben ein neues Viertel. Schon damals beschlossen Stammtischbrüder, die sich aus gegebenem Anlass Hypothekenbuckler nannten, gemeinsam Fasnet zu feiern. Aus diesem Stammtisch ging 1955 dann die Narrengemeinde Grabenhupfer hervor. Der Name kommt daher das man damals noch über den nicht verdohlten Harsengraben springen musste, um ins Vereinslokal Zum Golden Löwen zu gelangen.
Als Einzelfigur tritt der Grabenhupfer auf. Ein Narrenbolizei darf nicht fehlen. Als Narrengemeinde wird man natürlich von einem Bürgermeister geführt. Auch der Narrenrat kommt mit bunten Fräcken und zylinderartigen Hüten bürgerlich daher. Seit 1975 existiert eine stattliche Gruppe Hexen. Später wurde noch ein Hansele im Blätzlehäs in den Farben der Grabenhupfer und mit Holzmaske eingeführt.
Die Grabenhupfer pflegen noch einige besondere Bräuche wie das Beerdigen der Fasnet und gelegentlich die Fasnettaufe. Auch das Verteilen von Wurst und Wecken gehört zu den Bräuchen der Grabenhupfer.



Guggemusik Gassesurrer Singen

Die Singemer Fasnet kennt einige Guggemusike, so die Crawallos, Assfalg, Ohreblooger, Hontes Drudägeitscher, Bagage Blamage und eben auch die Gassesurrer. In einem Abstand von einigen wenigen Jahren wird ein neues Häs geschaffen. Die Gassesurrer trugen zuletzt ein goldschimmerndes Häs mit venezianischen Anklängen und eleganter Wirkung. Ein neues Häs ist in Vorbereitung, man darf gespannt sein.
Gegründet wurden die Gassesurrer im Jahr 1995. Ungewöhnliche Probenorte schrecken die Gassesurrer nicht ab. Auch im Wald konnte man ihren Klängen schon lauschen. Die Gassesurrer sind Mitglied in der VERSINA.



Narrenverein Rebehansele Singen

Die Rebehansele sind im Gasthaus Singener Weinstube beheimatet. Wenn sie dort ihren närrischen Karaokeabend veranstalten, ist das Lokal brechend voll. Früher konnte jeder Narrenverein oder jede Narrengemeinde eine Narrebeiz als Anlaufpunkt und Heimat nennen. Dies ist deutlich schwieriger geworden. Insofern sind die Rebehansele fast schon in einer privilegierten Situation.
Die Rebehansele haben sich 1995 zusammengetan und dem Hansele-Brauchtum verschrieben. Wie bei den Hansele der Poppele-Zunft wurde auch hier versucht, sich an alte Beschreibungen anzulehnen. Deshalb haben die Rebehansele als Verlängerung der Maskenhaube eine dünne lange Schnur angebracht. Die Farben der Filzblätzle aber sollen an den Weinstock erinnern und sind deshalb braun, grün und schwarz. Der Name zeigt schon, dass das Thema Reben prägend sein sollte.Als Beschützer der Weinstöcke tritt der Bacchus auf. Er trägt römische Kleidung die allerdings noch mit Weinmotiven bemalt ist. Er hat eine hölzerne Glattlarve. Der Bacchus war früher ein weiter verbreitetes Fasnetmotiv. Gegner des Rebstockes ist der Rebstecher mit einem Häs aus unzähligen Wollfäden. Er hat eine dunkle groteske Holzlarve, die im Gegensatz zum noblen Bacchus steht.



Bruderhof-Waldschrat-Zunft Singen-Bruderhof

Aus dem in den 1970ern erschlossenen Viertel Bruderhof kommt die Bruderhof-Waldschrat-Zunft. Der Bruderhof gehörte wie der Hohentwiel bis 1969 zu Tuttlingen und damit zu Württemberg. Deshalb wurde dieses Gebiet jenseits des Ziegeleiweihers erst spät bebaut. Ursprünglich gab es dort nur einen landwirtschaftlichen Gebäudekomplex sowie ein altes Forsthaus. Beides ist in den 1970ern durch Abriss verschwunden.
1990 kam es zur Gründung dieser Zunft für den Bruderhof. Als Maskengestalten wurden Hexen und Bruderhof-Waldschrate gewählt. Hexen und Waldschrate trifft man an Fasnet in Singener Gastwirtschaften auch beim Schnurren. Die Waldschrate haben eine bärtige Holzmaske und ein Blätzlehäs aus Filzblätzle in der Form und in der Farbe von Laub. Gerne wird auch ein knorriger Ast als närrisches Utensil mitgeführt. Auch die Hexen tragen Holzmasken mit Tierhaaren. Rotes Kopftuch, dunkle Schürze, roter Rock sind die Bestandteile ihres Häses. Als Bezug zu den Waldschraten sind noch laubförmige Blätzle aufgenäht. Das Thema Wald lag nahe, ist der Bruderhof doch von drei Seiten von Wald umschlossen.