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Hallenbockausflug 2013

Hallenbockausflug 05.06.2013
Historische Zugpferde und edle Destillate

Englische Woche bei den Zunftgesellen! Im 46. Jahr des Hallenbockordens lud der amtierende Hallenbock Fränki Kraus zur dritten Zunftgesellenveranstaltung in dieser Woche ein. Nach dem 2-tägigen Hansele- u. Zunftgesellenausflug auf den Hohenkrähen, den für einige nicht kürzer dauernden Hock mit den Stockacher Zimmerer und Radolfzeller Holzhauer in der Nellenburger Talstation, trafen sich die gekrönten Häupter der Scheffelhallendekorateure zum Ausflug Richtung Bodensee. Ein herrlicher Tag, der auch bei den Leuten großen Eindruck hinterließ, die ansonsten nicht in der Welt der Landwirtschaft beheimatet sind.

Zur morgendlichen Begrüßung der Ausflügler in der Zunftschüür wurden Schmalzbrot und Schwarzwurst von den Rebwiebern Bettina Kraus und Barbara Waibel serviert. Da die Mengen ausreichend dimensioniert waren, wurden die Reste den ganzen Tag von Bettina zur Verköstigung angepriesen. Die Damen wechselten nach dem Imbiss die Serviertabletts mit den Lenkrändern der „Berg-ruft-Shuttlebusse“ vom Autohaus Bach und chauffierten die Hallenböcke mit rasantem Tempo zum Traktormuseum Bodensee in Gebhardsweiler bei Uhldingen-Mühlhofen. Kurzen Stopp machte ein Bus beim Altenheim St. Anna, um unseren „Schikanör“ Wolfgang Wermuthäuser mitzunehmen.

Der erste Eindruck am Ziel war überwältigend. Auf einer schönen Anhöhe mit Blick auf den Bodensee befindet sich das weitläufige Areal des Jägerhofes. Der riesige, moderne und fachwerkliche Gebäudekomplex, der erstmals im Frühjahr 2013 seine Pforten öffnete, lud trotz leichtem Nieselregen zum Verweilen ein. Auf über 10.000 Quadratmetern kann man im Traktormuseum Bodensee die Mechanisierung und Motorisierung der Landwirtschaft von den Anfängen bis heute an Traktoren aus Europa, USA, Südamerika und Australien miterleben. Während andere Museen immer moderner und futuristischer gebaut werden, hat der Gründer Dr. Gerhard Schumacher in Uhldingen-Mühlhofen etwas Außergewöhnliches geschaffen: Im bäuerlich-ländlichen Ambiente sind nicht nur Traktoren zu sehen, sondern auch viele Dinge, die zum ländlichen Leben der letzten 100 Jahre gehören: viele Werkstätten alter Handwerke wie Hufschmied, Schuhmacher, Drexler oder eine alte Schule, ein Spielwarenladen, ein Haushaltsgeschäft, eine Wäscheküche mit vielen Geräten zum Thema Wäschen und Bügeln usw. Der ganze Museumsbereich ist mit alten Baumaterialien wie Balken und Pflastersteinen, historischen Türen und Toren aufgebaut. Man fühlt sich in ein Dorf in alte Zeiten versetzt. Durch die Vielzahl der Exponate ist die Ausstellung für alle Besucher interessant und lohnenswert. Mit über 150 Traktoren und Fahrzeugen aus der gesamten Entwicklungsgeschichte der Schlepper und Landmaschinen sowie den detailreich nachempfundenen Werkstätten alter Handwerkskunst, vergeht der Tag für den Besucher wie im Flug.

Im Rundgang beginnt das „echte“ Traktorzeitalter mit der Einführung von Verbrennungsmotoren. Eines der ältesten Ausstellungsstücke ist ein Versuchstraktor der Firma Bergmann in Gaggenau aus dem Jahr 1906. Die Firma Bergmann wurde von der Daimler-Motorenfabrik übernommen und war dann viele Jahre lang der Hauptproduktionsstandort der bekannten Unimog-Fahrzeuge, von denen sich ebenfalls zwei Exemplare in der Sammlung befinden. Eine weitere Rarität des Museums ist der amerikanische Traktor „Waterloo Boy“. Diese in den USA entstandene Zugmaschine legte sozusagen den Grundstein für den enormen Erfolg des bis heute weltweit bekannten Traktorherstellers John Deere. Beindruckend auch die besonders großen und schweren Arbeitsmaschinen wie der der gewaltige Traktor Hart-Parr 30/60, der mit seinem 60 PS starken 36,8-Liter-Motor beinahe 10 Tonnen wiegt und damit zu den schwergewichtigen Attraktionen des Museums zählt. Selbstverständlich bekommt der Besucher von der ehemals größten Landmaschinenfabrik in Europa, die Firma Heinrich Lanz AG aus Mannheim, zahlreiche Exponate präsentiert. Jahrzehnte war der Markenname Lanz „Bulldog“ im süddeutschen Raum ein Synonym für „Traktor“ und machte die Firma quasi unsterblich. Auch Traktoren aus Gottmadingen sind durch Deutz und Fahr vertreten (weitere Infos gibt’s unter www.traktormuseum.de).
Im tollen Ambiente des Traktormuseums befindet sich das museumseigene, gut bürgerliche Restaurant Jägerhof mit rund 150 Sitzplätzen, das sowohl für Museumsbesucher, als auch anspruchsvolle Restaurantgäste konzipiert ist. Das Restaurant hat für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas zu bieten, was von den Hallenböcken auch ausreichend genutzt wurde, um den Museumsbesuch aufzuarbeiten.

Aber alles hat ein Ende und für die Ausflugsreisenden stand das nächste Ziel auf dem Plan, das nach Nenzingen zur hauseigenen Brennerei von Thomas Auer führte. Im kleinen liebevoll restaurierten Schauraum der Brennerei war das Schnapsbrennen in dem Kupferkessel schon voll im Gange und erzeugte sichtbar und blubbernd zahlreiche Tröpfchen von hochprozentigem. Leichte Schweißperlen trieb es den Zuhören auf die Stirn, als Brennmeister Thomas Auer in seiner Begrüßung ausblicken lies, dass es bei der Degustation zehn verschiedene Destillate zu begutachten gibt. Im gleichen Zuge klärte er seine Gäste auf, dass bei richtiger Dosierung und Einnahme der liebevoll auf den Tischen angerichteten Wassergetränke und der Häppchen mit luftgetrocknetem Schinken, die Schnapsprobe keine bleibenden Schäden hinterlassen wird und die Geschmacksnerven nach jedem Glas Wasser wiederbelebt werden.

Der fruchthaltige Spätnachmittag war unterhaltsam und lehrreich wie der Alkohol durch Erhitzen von der Obstmaische entweicht. Man erfuhr, dass der sogenannte Vor- und Nachlauf während des Brennvorgangs peinlichst genau vom Herzstück des Brandes, dem Mittellauf, getrennt wird. Durch Katalysator-Technik wird die Blausäure beim Brennen entfernt. Auer verwendet für seine Brennerei ausschließlich Obst aus eigenen Streuobstwiesen in der Region. Ein Seitenhieb auf die großen kommerziellen Schnapsbrennereien, die ihre Schnäpse in den Discountern zu günstigen Preisen anbieten, blieb nicht aus. Seine kritische Anmerkung, dass der Geschmack und Inhalt vieler Produkte nicht von „echten“ Brennereien stammen, sondern auch aus der Retorte, dürfte jedem klar sein. Manche Erläuterungen fesselten die Zuhörer derart, dass fast vergessen wurde das Glas mit dem nächsten Probiererle zu erheben. Je länger die Verköstigung dauerte, umso gelöster wurde die Zuhörerschaft. Allerdings bereitete der Pfarrer von Nenzingen-Orsingen dem vielleicht unchristlichen Geschehen ein Ende. Da die Familie Auer zur Abendmesse wollte, kam der Brennmeister der Stählemühle zur Verköstigung des letzten Brandes. Der Mirabellenbrand im Eichenholzfass rundete den zweiten tollen Programmpunkt des Ausfluges ab. Die Bestellungen und Einkäufe werden zeitversetzt zugestellt.

Der Ausflugstag fand sein offizielles Ende beim gemeinsamen Abendessen in Holzingers Pavillon, wo der älteste und eine weibliche Trägerin des Hallenbockordens auf die Ausflugsschar warteten.

Bleibt dem Verfasser zum Schluss einen großen Dank für einen wunderbaren Ausflug auszusprechen, den Fränki Kraus, Hallenbock 2013, auf die Beine gestellt hat. (kpb)

Bilderrückblick


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Stand: 06. Oktober 2013