Überstunden für die Narren! So sichern Zunft und Stadt unsere Fasnacht
Dass die närrische Hochzeit in Singen so friedlich über die Bühne geht, hat einen Preis. Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk erklärt zum Aschermittwoch, welche Anstrengungen dahinter stecken.
Quelle: SÜDKURIER, 05.02.2025, Autor: Matthias Güntert
Diese Fasnet war nicht nur schön, bunt und traditionell, sondern sie war auch von neuen Sicherheitsmaßnahmen geprägt. Immer mehr und teurere Sicherheitskonzept fordern die Narren im Hegau und in Singen heraus. Dabei machte die Sicherheit der Zuschauer schon in der Vergangenheit – neben dem Schaffen der Infrastruktur – einen Großteil der Kosten für die Zünfte aus. In Singen hat die Stadt nun reagiert und kommt den Poppele mit Überstunden und Fahrzeugen entgegen. Doch die neuen Konzepte führen auch zu Kuriosem, etwa dem Fehlen von traditionellen und motorisierten Umzugsteilnehmern.
Hinter den Singener Narren liegt eine Fasnet, die reich an Höhepunkten war. Tausende Narren feierten seit dem Schmutzigen Dunschtig in der Hohentwiel-Stadt – und dies friedlich, wie Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk schildert. Alleine am großen Umzug am Samstag liefen 69 Zünfte mit, damit war der Umzug einer der größten in der jüngsten Geschichte.
Zufahrtstraßen wurden mit Fahrzeugen gesichert

Dafür habe auch das Sicherheitskonzept beigetragen, das die Poppele zusammen mit der Stadt, der Sicherheitsfirma und der Polizei erarbeitet haben. So wurden die Zufahrtsstraßen an den großen Umzügen am Schmutzigen Dunschtig und am Fasnet-Samschtig mit schweren Baustellenfahrzeugen gesichert.
Laut dem Poppele-Chef waren dafür neben mehreren Privatfahrzeugen alle städtischen Baustellenfahrzeuge im Einsatz. Ohne diese Hilfe aus der Stadtverwaltung wäre eine normale Fasnet schwierig geworden, so Glunk.
Und zwar aus personeller und auch finanzieller Sicht. „Wir sind der Stadt dankbar, dass die Fahrzeuge und vor allem die städtischen Mitarbeiter die Umzüge möglich gemacht haben.“ Die Barrieren hätten dafür gesorgt, dass die Menschen am Umzugsrand und auf dem Rathausplatz ein großes Gefühl der Sicherheit gehabt hätten. Aber Glunk macht auch deutlich: „Die absolute Sicherheit gibt es nicht.“
Letzte Fasnet des ZunftmeistersDie Poppele brauchen im Sommer einen neuen Zunftmeister, denn die diesjährige Fasnet war die letzte für Stephan Glunk als Poppele-Chef. Als Elfjähriger ist der 67-Jährige in die Zunft eingetreten, das war 1969. Sein erstes Lied beim Narrenspiegel hat er 1978 gesungen. Seit 1992 – und damit seit 33 Jahren – ist Glunk schon Zunftmeister der Poppele. Seine Zunft hat ihm am Rosenmäntig beim Umzug in Gottmadingen mit einem Spalier verabschiedet. Im Juli bei der Hauptversammlung wird Glunk sein Amt offiziell abgeben. Aber ein anderer Singener Kult-Narr steht schon bereit und könnte zu seinem Nachfolger gewählt werden: Poppele Timo Heckel will auf der Versammlung als Zunftmeister kandidieren.
Mitarbeiter müssen bei den Autos bleiben
Um für die Sicherheit der Menschen zu sorgen, ist vor allem eines nötig: Geld. Und davon brauchen die Poppele Jahr für Jahr viel, laut Säckelmeister Holger Marxer generiert die Zunft an einer Fasnet eine Viertelmillion Euro Umsatz. Was etwa beim Plakettenverkauf eingenommen wird, deckt dann die hohen Kosten für Umzüge, Dekoration, Stände, Sicherheitskräfte, Gema, Straßenreinigung und vieles mehr.
Denn die Poppele geben auch jede Menge Kohle aus – und zwar einen sechsstelligen Betrag pro Jahr. Mit den größten Posten stellen neben der Infrastruktur vor allem Sicherheitsmaßnahmen dar.
Für die städtischen Fahrzeuge habe man laut dem Zunftmeister nichts bezahlen müssen, obwohl dafür Überstunden anfielen: „Die Mitarbeiter mussten die ganze Zeit am Fahrzeug bleiben, damit im Ernstfall Feuerwehr und Rettungsdienst passieren können. Das haben sie am Samstag an einem freien Tag gemacht“, betont Glunk.
Und plötzlich fehlt der Ratswagen
Das habe aber letztlich zu Einschnitten bei den Umzügen selbst gesorgt. So sei dieses Jahr das erste Mal am Schmutzigen Dunschtig kein Ratswagen mitgefahren. Der Fahrer werde laut Glunk traditionell von der Stadt gestellt – und dieses Jahr seien alle Fahrer bei den Straßensperren gebunden gewesen.
Unterm Strich habe das verschärfte Sicherheitskonzept rund um den Umzugsweg und den Rathausplatz laut Glunk gegriffen. Aktuelle Anlässe, wie etwa die Todesfahrt von Mannheim, bei der zwei Menschen gestorben sind und mehrere Menschen zum Teil schwerstverletzt wurden, zeigen aktuell aber auch, warum die neuen Sicherheitskonzepte nötig sind. „Wenn der Narrenbaum gefällt und nichts passiert ist, dann herrscht natürlich bei der gesamten Vorstandschaft Erleichterung“, betont Zunftmeister Stephan Glunk kurz vor dem Aschermittwoch.

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